Ebrahim Afsah

UNIVERSITÄT KOPENHAGEN/KIM VADSAK

Da capo: Im Gespräch

Ebrahim Afsah, deutsch-iranischer Rechtswissenschafter

"Ein Heiliges Buch aus der Arabischen Wüste von vor 1.400 Jahren kann keine Antworten auf die funktionalen Probleme der Gegenwart liefern."
Andreas Obrecht im Gespräch mit dem deutsch-iranischen Rechtswissenschaftler Ebrahim Afsah

Ebrahim Afsah hat vor seiner akademischen Karriere im Sudan, in Jordanien, Pakistan, Nordafrika und zehn Jahre in Afghanistan für die Weltbank und andere internationale Organisationen als Berater für Verwaltungsaufbau und Rechtsreformen gearbeitet. Als Sohn einer Deutschen und eines Iraners ist er bis zu seinem siebenten Lebensjahr in Rafsanjan aufgewachsen. 1979 ist er dann mit seinen Eltern im Zuge der Iranischen Revolution nach Deutschland gekommen. Vorerst studierte er an der Universität London an der School of Oriental and African Studies, dann an der Universität Harvard englisches und islamisches Recht.

Nach seinem langjährigen Einsatz in Afghanistan lehrte er Völkerrecht an der Universität Kopenhagen und übernahm 2018 die neugeschaffene Professur für Islamisches Recht an der Universität Wien, in der Hoffnung an der größten deutschsprachigen juridischen Fakultät und einem der ältesten europäischen orientalistischen Institute Europas gute Bedingungen für seine kritische Beschäftigung mit der Herausforderung des politischen Islams zu finden. Ebrahim Afsah, dessen Familie großväterlicherseits auf eine lange Tradition schiitischer Geistlicher zurückblickt, wird im Sommer dieses Jahres Österreich verlassen, weil sein Vertrag ausläuft.

Für den Rechtsgelehrten ist die Vorstellung, dass es - gleichsam zeitversetzt - zu einer "islamischen Aufklärung" kommen wird ein frommer Wunsch der liberalen westlichen Gesellschaften. Das rigide Geschlechterrollenverhältnis etwa, die Empörung über die Freiheit der Kunst, das Relativieren säkular-staatlicher Ordnung etc. versperren den Weg in eine Moderne, die von einem positiven Zugang zum Verfassungsstaat und von absolutem Gewaltverzicht gekennzeichnet ist, der - wie Ebrahim Afsah sagt - dem Islam und vielen Muslimen leider fremd sei.

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