Zwischenruf

Karin Weiler über Hildegard Burjan

Die katholische Theologin erinnert sich an die Gründerin der Caritas Sozialis, Hildegard Burjan, deren Gedenktag der 12. Juni ist

Vatertag, Welttag gegen Kinderarbeit, Dreifaltigkeitssonntag - viele Anknüpfungspunkte bietet der heutige Tag.

Der 12. Juni ist auch der Gedenktag Hildegard Burjans.
Sie war 1919 eine der ersten acht Frauen, die als Abgeordnete ins österreichische Parlament einzogen, sie ist bekannt für ihren Einsatz für Frauenrechte, als sozial engagierte Frau, als Gründerin der Caritas Socialis. Vor 10 Jahren wurde sie seliggesprochen. Auch für das Anliegen des heutigen Welttags gegen Kinderarbeit hat sie sich schon vor mehr als 100 Jahren stark gemacht.

Ein Talent Hildegard Burjans kommt mir besonders aktuell und erstrebenswert vor: Hildegard Burjan war offensichtlich eine sehr dialogfähige Frau.
Sie war Politikerin in einer aufgeheizten Zeit zu Beginn der ersten Republik. Rauhes Klima und Polemik prägten die politische Auseinandersetzung. Umso verblüffender ist es, dass es den Mandatarinnen verschiedener Parteien damals gelingt, über alle Grenzen hinweg, gemeinsame Ziele zu verfolgen.

Das erste Gesetz von Frauen für Frauen
Sie bringen gemeinsam das Hausgehilfinnengesetz ein, das als das erste Gesetz von Frauen für Frauen beschlossen wird.

Hildegard Burjan war überzeugt, dass gerade die Frauen in der Politik etwas zu einer Kultur des Miteinanders beitragen können.
Sie sagt: "Möge mit dem Einzug der Frau ins Parlament der gehässige, persönlich aggressive Ton verschwinden, der uns Frauen die Politik bisher so sehr verleidet hat. Nicht einer Verwischung der Parteiunterschiede rede ich das Wort, sondern der Achtung vor dem sachlichen Gegner."

Echter Dialog
bedarf sowohl des eigenen Standpunkts als auch der Offenheit, des Zuhörens und Kennenlernens anderer Standpunkte und der Suche nach dem Verbindenden.

"Je fester ein Mensch von seiner Weltanschauung überzeugt und durchdrungen ist, je mehr ihm seine Gesinnung heiligste Herzenssache ist, desto ruhiger erträgt er andere Meinungen, desto mehr sucht er überall das Versöhnende, Verbindende heraus und ignoriert bei gemeinsamer Arbeit das Trennende", schreibt sie.

Wie die drängenden Fragen damals brauchen auch die Krisen unserer Zeit brauchen eine gemeinsame Anstrengung und dulden keinen Aufschub.

"Wir Frauen wollen nicht unsere beste Kraft verbitternden, fruchtlosen Parteikämpfen opfern, sondern praktische, die Gesamtheit fördernde Arbeit leisten. Wir brauchen den Geist des Friedens und der Versöhnung in sachlicher, uneigennütziger Arbeit", so Hildegard Burjan.

Überwinden was in der eigenen Seele hindernd ist
Dialog in der Vielfalt von Meinungen. Das ist eine Fähigkeit, die es in so vielen Belangen heute dringend braucht. Hildegard Burjan sagt dazu:

"Zuerst und vor allem muss jeder einzelne in seiner eigenen Seele alles zu überwinden trachten, was hindernd oder gefährlich ist, muss alles aufbauen und befruchten, was zur Achtung und Rücksicht und Förderung beiträgt. Er/sie muss die Überzeugung haben, wie sehr die einzelnen Menschen aufeinander angewiesen sind, wie verantwortungsvoll jede einzelne Handlung ist."

Damit ein gutes Leben aller möglich ist, braucht es das Bewusstsein der Bezogenheit und Angewiesenheit aufeinander in aller Verschiedenheit. Vielleicht etwas von der Einheit in Verschiedenheit, die - christlich betrachtet - in der göttlichen Dreifaltigkeit abgebildet ist.

Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Johann Sebastian Bach
Bearbeiter/Bearbeiterin: Anner Bylsma
Titel: Sonate für Violine solo Nr.2 in a-moll BWV 1003 / bearbeitet f. Violoncello piccolo
* Fuga - 2.Satz (00:07:32)
Solist/Solistin: Anner Bylsma /Violoncello piccolo
Länge: 07:32 min
Label: Harmonia mundi RD77998

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