Strawinsky, Strauss, Vaughan Williams

15. Juni 2022, 14:05

Ohne Streicher, ohne Interpretation, mit trockener Klarheit

"Streicher und Klavier, ein gekratzter und ein geschlagener Ton, das klingt nicht gut zusammen; Klavier und Bläser, geschlagene und geblasene Töne, hingegen schon." So Igor Strawinsky auf die Frage, warum er in seinem 1924 uraufgeführten Konzert für Klavier und Bläser außer Kontrabässen keine Streichinstrumente verwendete. Er wünschte sich" trockene Klarheit". Die Aufführungsrechte reservierte er einige Jahre für sich. Begründung: Er wollte "unfähige oder romantische Hände" davon abhalten, das Stück vor "einem anspruchslosen Publikum" zu "interpretieren".


Ohne Theorie des Humors, mit Lachen

Richard Strauss, gefragt, ob er in seiner Tondichtung "Till Eulenspiegels lustige Streiche" eine Theorie des Humors mit musikalischen Mitteln habe formulieren wollen, soll geantwortet haben: "Aber nein, ich wollte nur, dass die Leute im Konzertsaal einmal richtig lachen".


Ohne Thema, ohne Bläser, ohne Streicher, mit Gongs

Das Konzert des Hallé Orchestra in der Bridgewater Hall in Manchester bildete den Abschluss des Zyklus aller 9 Symphonien von Ralph Vaughan Williams. Anlass für den Zyklus war die 150. Wiederkehr des Geburtstags des 1958 verstorbenen Komponisten.

Dem ersten Satz seiner 8. Symphonie, die 1956 vom Hallé Orchestra unter Sir John Barbirolli uraufgeführt wurde und "Glorious John" gewidmet ist, gab Vaughan Williams den Untertitel "Variazioni senza tema", Variationen ohne Thema. Der 84-Jährige kommentierte, es seien "Sieben Variationen auf der Suche nach einem Thema."
Ohne Streichinstrumente kommt der 2. Satz aus, der 3. Satz ohne Blasinstrumente, im Finalsatz aber habe er, so Vaughan Williams "all the 'phones and 'spiels known to the composer" eingesetzt, alle dem Komponisten bekannten -phone und -spiele. Nachdem er Giacomo Puccinis Oper "Turandot" am Royal Opera House in Covent Garden, London gehört hatte, fügte er noch drei "gestimmte Gongs" hinzu. Und genau diese "Turandot-Gongs" stellte das Royal Opera House dem Hallé Orchestra leihweise für dieses Konzert zur Verfügung.

Sendereihe

• Das Ö1 Konzert

Gestaltung

• Peter Kislinger