Hubert Gaisbauer

ORF/JOSEPH SCHIMMER

Gedanken für den Tag

Hubert Gaisbauer über Aristoteles und das gute Leben

"Aristoteles und das Gute Leben" von Hubert Gaisbauer, Kulturpublizist

Ob der griechische Philosoph Aristoteles wirklich ein gutes Leben hatte, wissen wir nicht. Er stammte aus - man kann sagt - gutem Haus einer prominenten Arztfamilie und wählte die akademische Laufbahn in der angesehenen Schule des Philosophen Platon. Als Prinzenerzieher am mazedonischen Königshof sah er sich später mit seinen Idealen gescheitert, nachdem Alexander der Große, sein ehemaliger Zögling, von Machtgier befallen war. Da sich Aristoteles später vom Königshaus abgewendet hatte, klagte man ihn der Gotteslästerung an, also einer Art Aufmüpfigkeit gegenüber der damals sehr bedeutsamen Religion. Kurz: sein Leben war unstet. Erst im Landhaus seiner Mutter auf Euböa fand er am Ende Ruhe. Was Philosophen heute mit "gutem Leben" meinen, das nannte er - wie sein Lehrer Platon - Eudaimonia, also "von gutem Geist bestimmt".

Für die Antike bedeutete Eudaimonia ein Leben gemäß dem eher klassisch-ethischen Tugendkatalog, mit Besonnenheit und Verantwortung zuallererst, vielleicht auch mit einem Mindestmaß an günstigen äußeren Lebensumständen. Heute und in der umgangssprachlichen Version lautet die Formel allerdings: zuerst subjektives Wohlbefinden, Gesundheit, materielle Sicherheit und Erfolg. Wie werde ich glücklich - das ist die dominierende Frage in der heutigen Flut von Lebensratgebern.

Dem gegenüber wollen die "Gedanken für den Tag" in dieser Woche Aristoteles' Leitbild mit erdachten oder einst lebendigen Gestalten und Begriffen vergleichen, bei denen man nicht sofort an ein - sagen wir im alltäglichen Sinn - gutes Leben dachte.

Soviel nur sei für heute noch verraten: eine der schönsten Gestalten bei Adalbert Stifter wird auch zu Wort kommen, für mich ein "Heiliger des guten Lebens", von dem man es nicht erwarten würde. Und das ist gleich morgen zu hören.

Service

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Attilio Ariosti
* Non presto - 2. Satz
Titel: Sonata C-dur: Viola d'amore, M. I. Stadlmann, Wien 1777
Solist/Solistin: Ensemble sonor beatus
Solist/Solistin: Margit Vig/Viola d'amore, Barockgeige
Solist/Solistin: Andrea Koppenwallner/Cembalo
Solist/Solistin: Christoph Urbanetz/Gambe
Label: W.A.R Records LC 6627

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