Unter den Füßen der Mütter von Dzemal Sibljakovic

5. Juli 2022, 06:56

In einer Überlieferung, die auf den Propheten Muhammed (Friede und Segen seien auf ihm) zurückgeht, heißt es: "Das Paradies liegt unter den Füßen der Mütter". Dabei handelt es sich wohl um eine der bekanntesten und paradoxerweise gleichzeitig eine der am meisten missbräuchlich verwendeten Überlieferungen des Propheten, wage ich zu behaupten. Der Text mahnt zur Erinnerung an die Opferbereitschaft und die Mühen der Mütter, vor, während und nach der Geburt ihrer Kinder.

Diese Mühen erreichen besonders an Festtagen einen Höhepunkt. Um dieser ohnehin schon erdrückenden Last des Mutterseins noch die Krone aufzusetzen, obliegt es in vielen Familien immer noch den Frauen die tragende Säule der Festaktivitäten zu sein. Egal, in welcher Religion, egal ob religiös oder nicht religiös. Das Gesicht vor Müdigkeit, oder Frust zu verziehen, oder sich gar zu beschweren, ist unangebracht, denn, "wenn sie wirklich was brauchen, können sie es doch sagen", heißt es dann gerne. Als ob diese dreiste Bemerkung nicht genug wäre, verweisen manche Männer der Schöpfung auch noch auf den zuvor genannten Ausspruch des Propheten, und meinen es sei gerechtfertigt, sich aus der Verantwortung zu stehlen und alleine ihren Frauen, Müttern, Schwestern und Tanten die Arbeit zu überlassen. Der Prophet hat euch ja schon dafür belohnt, dass ihr das macht, was wollt ihr denn noch von uns?

Und hier passiert der Missbrauch. Einerseits der Frauen, die freundlich lächelnd schuften sollen, damit alle anderen ausgelassen feiern können. Und andererseits der Missbrauch dieses Zitats des Propheten. Was es braucht, ist dass wir diese Worte ernst nehmen und in Bezug auf die Feste die Last untereinander fair aufteilen, damit tatsächlich alle ein Fest feiern können, und nicht die Hälfte der Menschen dazu verdonnert wird das Fest zu ermöglichen, während die andere es ausgelassen feiern

Service

Kostenfreie Podcasts:
Gedanken für den Tag - XML
Gedanken für den Tag - iTunes

Sendereihe

• Gedanken für den Tag

Gestaltung

• Alexandra Mantler