Ein DJ bei einem Festival für elektronische Musik.

AFP/OLIVIER CHASSIGNOLE

Radiokolleg - Unter Strom, in Bewegung

Wie wirkt elektronische Musik auf unseren Körper? (3)
Gestaltung: Malin Peters, in Zusammenarbeit mit Hans Groiss

Eine Menschenmasse springt simultan auf und ab. Vor ihnen nur ein einziger Mensch hinter vielen Geräten mit Reglern und Knöpfen: der DJ oder die DJane. Was an die Brücke eines Raumschiffes erinnert, kann ganze Bands oder Orchester ersetzen. Die elektronischen Klänge tönen aus riesigen Lautsprecheranlagen, viele LEDs und Scheinwerfer erzeugen eine spektakuläre Lichtshow. Mehr braucht es nicht um eine Menge zum Tanzen zu bringen und einen Abend zu füllen.
Mit der Erfindung von elektronischen Instrumenten zu Beginn des 20. Jahrhunderts eröffnete sich eine völlig neue Klangwelt.

Was mit skurrilen Apparaturen wie dem Theremin und zimmerfüllenden Geräten begann, ist heute in Form von Keyboards und Synthesizern wesentlicher Bestandteil der Musikproduktion. Die früher fremdartigen Klänge sind massentauglich geworden. Die Entwicklung der elektronischen Musik führte zur Entstehung einer unüberschaubaren Anzahl von Genres, entsprechend vielfältig sind die Anforderungen an die Musik: von Experimentalität über Tanzbarkeit bis hin zu Entspannung - "arty" darf es sein, verschroben, aber auch klar und strukturiert. Aber was verbindet alle Genres der elektronischen Musik, also was hat der Dancefloor mit einem Tonbandmaschinenkonzert zu tun?

Musik im Allgemeinen ist körperlich und unsere Körper sind Klangverstärker und Klangresonatoren. Schallwellen treffen auf uns und wir spüren und hören Klänge sowie Geräusche. Musik wirkt auf uns auf verschiedenen Ebenen: Transdisziplinäre Forschungsrichtungen untersuchen Zusammenhänge zwischen Frequenz, Rhythmus und Gemütszustand. Musikkultur ist aber auch etwas Gelerntes. Das Ohr entwickelt sich als erstes Sinnesorgan im Mutterleib. Die tonale Sozialisation ist von der Kultur beeinflusst, in die wir hineingeboren werden.

Die westliche Musikwelt war lange Zeit geprägt von streng geordneten Klangsystemen in Kirche oder Oper und ritualisierten Paartänzen. Aufgebrochen und liberalisiert haben dieses Korsett Schönbergs Zwölftonmusik, improvisierter Jazz, hitziger Rock'n'Roll, die Aufbruchstimmung der Hippies und schlussendlich der Rave. Warum aber wirken elektronische Klänge die oft starr, technisch und steril klingen, positiv auf unseren Körper und lassen uns "abdriften" und "wegtanzen"? Wodurch wird elektronische Musik derart körperlich und wie wird diese Musik produziert? Dynamik, Lautheit, Sauberkeit oder Verzerrung des Klangs sind wichtige technische Eckpfeiler, die es für einen druckvollen Sound braucht.

Der Computer revolutionierte dabei die Musikproduktion auf vielen Ebenen: In kaum einer anderen Musikrichtung hat die technische Umsetzung einer musikalischen Idee so viel Gewicht. Christoph Jainek, Madeleine Fremuth, Malin Peters und Ferdinand Rauchmann, Studierende der mdw - Universität für Musik und darstellende Kunst Wien, untersuchen gemeinsam mit Hans Groiss wie und warum elektronisch erzeugte Schallwellen den Körper beleben.

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Sendereihe

Playlist

Komponist/Komponistin: Fadi Dorninger
Titel: Wipe Out
Solist/Solistin: Wipeout
Länge: 04:10 min

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