Gedanken zum islamischen Opferfest

9. Juli 2022, 06:56

Es erscheint kaum etwas so paradox wie ein Fest in einem Gefängnis. An Festtagen entledigen wir uns für gewöhnlich auch der letzten Fesseln des Alltags und widmen uns dem Schönen und Bedeutsamen in unserem Leben, sei es der Familie, Religion, oder uns selbst. Um dies tun zu können müssen wir frei sein, müssen wir in der Lage sein festzulegen, was wir mit wem, wo und wie feiern wollen.

So gut wie all diese Entscheidungen werden einem in Haft abgenommen und durch etwas Grauenvolles ersetzt, durch etwas ganz und gar Lähmendes. Dieses grauenvolle Gefühl ist die Angst. Angst davor, wie lange man von der Außenwelt abgeschnitten sein wird. Angst davor, was mit einem in Haft passiert. Angst davor, wie sich die Liebsten ohne einen selbst in der Welt zurechtfinden werden. Oder gar die Angst davor, dass sie merken könnten, dass es ihnen sogar besser geht ohne mich. Besonders treffend legte es Nelson Mandela dar, der aus der Haft in einem Brief an seine damalige Frau Winnie folgende Zeilen schrieb: "Ich habe das Gefühl, dass alle Teile meines Körpers, Fleisch, Blut, Knochen und Seele nichts mehr als Galle sind, so sehr verbittert mich die völlige Unfähigkeit, Dir zu Hilfe zu kommen in diesen schrecklichen Momenten, die Du durchlebst."

In diesen beängstigenden Zeiten den Menschen mit Trost, Verständnis und manches Mal mit einer Prise Humor und einem kleinen Geschenk zum Fest zu begegnen ist zweifelsohne eine der wichtigsten Aufgaben eines Gefängnisseelsorgers, oder einer Gefängnisseelsorgerin. Da zu sein, ohne zu fordern. Zuzuhören, ohne zu verurteilen und gemeinsam zu hoffen, zu beten und daran zu arbeiten, dass bessere Zeiten kommen, in denen die Feste wieder angstfrei gefeiert werden können.

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• Gedanken für den Tag

Gestaltung

• Alexandra Mantler