Vally Weigl

GEMEINFREI

Komponistinnen! - 23 Porträts über Musik und (Frauen) Leben

Vally Weigl - das Exil als Karriere-Sprungbrett


Vally Weigl, geboren am 11. September 1894, entstammte einer aus Nordböhmen und Rumänien eingewanderten jüdischen Bürgerfamilie aus Wien. Ihre Schwester war die Sozialdemokratin Käthe Leichter, im KZ ermordet.

Vally Weigl und ihre nur um ein Jahr jüngere Schwester, die spätere Sozialdemokratin und Frauenrechtlerin Käthe Leichter, erhielten eine gute Schulausbildung am Mädchenlyzeum für Beamtentöchter in der Josefstadt, heite das IHS, sowie privaten Musikunterricht.
Vally Weigl studierte 1913 bis 1918 an der Universität Wien Musikwissenschaft (bei Guido Adler) sowie Psychologie, Philosophie und Musikpädagogik, ergänzend nahm sie privaten Unterricht in Klavier, Theorie und Komposition bei Richard Robert, L. Gombrich und Karl Weigl. Da es ihr nach dem Ersten Weltkrieg zunächst nicht gelang, ihren Lebensunterhalt als Musikerin selbständig zu verdienen, und sie infolge des Ersten Weltkriegs auch nicht mehr durch die Familie abgesichert war, ging sie 1920 nach Amsterdam. Mit dem Geld, das sie als Übersetzerin verdiente, konnte sie ihre Familie mit Nahrungsmittelpaketen unterstützen. 1921 kehrte sie nach Wien zurück und heiratete ihren ehemaligen Lehrer Karl Weigl.

Nach dem "Anschluss" Österreichs an das Deutsche Reich galten Vally wie auch Karl Weigl als jüdisch. Während ihr Mann die angestammte Umgebung nicht verlassen wollte, trieb Vally Weigl die Ausreisevorbereitungen vehement voran. Mit Hilfe der Quäker gelangten die Weigls im Oktober 1938 über die Schweiz und Grossbritannien nach New York.

Während ihr Sohn bis zu seinem Schulabschluss bei einer Quäkerfamilie untergebracht wurde und Karl Weigl Lehrtätigkeiten an verschiedenen Einrichtungen in New York, Brooklyn, Boston und Philadelphia aufnahm, arbeitete Vally Weigl als Lehrerin für Musik und Sprachen sowie als Übersetzerin in New York und Pennsylvania (Institute for Avocational Music, American Theatre Wing, Birch Wathen School, Friends' Westtown School, u.a.). Im Exil begann Vally Weigl, ihr kompositorisches Schaffen zu intensivieren, und legte im Laufe der Jahre ein umfangreiches Werk mit Klavier-, Kammermusik- und Vokalkompositionen, die zum Teil auch gedruckt wurden, vor.

Vally Weigl gelang es recht bald, sich an die neue Situation zu gewöhnen, anders als Karl Weigl, der sich, auch nachdem er und Vally Weigl 1943 die U.S.-amerikanische Staatsbürgerschaft angenommen hatten. Kurze Zeit nach dem Tod Karl Weigls zog Vally Weigl sich eine Schulterverletzung zu mit der Folge, dass sie zunächst nicht mehr Klavierspielen konnte und damit ihrer beruflichen Grundlage beraubt war. Während der sich anschliessenden Behandlung ihrer Schulter stellte sie fest, dass die therapeutischen Übungen weniger Schmerzen verursachten, wenn sie in Begleitung von Musik ausgeführt wurden. Gerade diese Erfahrung führte sie zur Begründung der Musikthearepie.

Service

Ândrea Schwab, Jüdische Komponistinnen. Hollitzer Verlag 2022.

Sendereihe

Playlist

Komponist/Komponistin: Vally Weigl
Album: FRAUENTÖNE, vol.4 : VALLY WEIGL - KAMMERMUSIK UND LIEDER
Titel: Toccatina für Klavier (Hommage to Robert Schumann)
Solist/Solistin: Lisbeth Ehn /Klavier
Länge: 02:42 min
Label: Re Nova Classics RNC 050601

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