Ein Mann liegt in einem sehr kleinen Zelt.

APA/AFP/VALENTINE CHAPUIS

Radiokolleg - Faszinosum Camping

Lebensgefühl, Abenteuer, Wohnort (2)
Gestaltung: Daphne Hruby

Camping boomt. Gerade in der Covid-19-Pandemie haben es viele Menschen für sich entdeckt. Unsichere Buchungslage, geschlossene Hotels, die Suche nach kostengünstigeren Urlaubsmöglichkeiten und nicht zuletzt die Sorge vor einer Ansteckung, sind einige der Faktoren dafür.
Aber auch schon lange davor hat Campen für die Menschen vor allem eines bedeutet: Ungebundenheit. Sei es der Abstand zum städtischen Raum und das Eintauchen in die Natur. Sei es das Zurück zum Ursprung samt Lagerfeuer und Wildromantik.

Sei es das Abenteuer weitab der Zivilisation. Sei es die Freiheit, mit den eigenen vier Wänden huckepack oder auf Rädern durch die ganze Welt reisen zu können.
Erfunden wurde der Camping-Urlaub Anfang des 20. Jahrhunderts. Damals konnten sich auch mittelständische Familien eine Auszeit leisten - auch weil es erstmals überhaupt einen Anspruch auf Urlaub gab. Zu dieser Zeit campte man nur im Zelt. Der erste Wohnwagen wurde 1931 in Deutschland von Arist Dethleffs entworfen. Das "Wohnauto" war ein Geschenk an seine Verlobte, die Künstlerin Fridel Edelmann, die sich "so etwas ähnliches wie einen Zigeunerwagen, in dem wir gemeinsam fahren und ich noch malen könnte" wünschte.

Das Wort "Zigeunerwagen" gilt mittlerweile als rassistisch. Doch Edemanns Zitat zeigt: Camping ist viel mehr als eine Urlaubsmöglichkeit. Für die Volksgruppen der Roma und Sinti war das mobile Dasein Lebensgefühl und Zuhause zugleich. Oft hatte und hat dieser Ansatz keinen Platz in der Mehrheitsgesellschaft gefunden. Bis heute wohnen Roma und Sinti in vielen Ländern separiert und in eigenen Siedlungen.
Wohnwagensiedlungen gibt es aber auch in anderen Gemeinschaften. In den USA leben dort die sozial Schwächsten der Gesellschaft.
Viele Texte des musikalischen Rap-Genre spiegeln den Alltag dort wider.

Auf der anderen Seite der monetären Nahrungskette sind Wohnwagen ein kaum erschwingliches Luxusgut. Das teuerste Wohnmobil der Welt kostet mehr als zwei Millionen Euro - eine Villa auf Rädern. Es gibt sogar einen neuen Fachbegriff dafür: "Glamping" - ein Kofferwort aus "glamourös" und "Camping".
Auch die Orte des Campings sind wie Tag und Nacht. Vom teuren und bestens ausgestatteten Campingplatz bis hin zum wilden Übernachten in der Natur ist alles dabei. Wobei: in vielen Ländern ist das Freicampen verboten - unter anderem in Österreich.

Dafür schießen hierzulande Dauercampingplätze aus dem Boden. Dort verweilen die Menschen nicht nur vorübergehend, sondern betrachten es als Wohnort, aber auch als Lebensgefühl.
Was macht das Faszinosum Camping aus? Und in welchen Facetten tritt es zutage?

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