Ausstellung von Gemälden des Künstlers Edward Hopper

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Gedanken für den Tag

Johanna Schwanberg über Edward Hopper

"Bilder der Stille". Anlässlich dessen 140. Geburtstages fragt die Direktorin des Dom Museum Wien nach den Emotionen, die heute durch Hoppers Gemälde ausgelöst werden

"Alles, was ich immer tun wollte, war, das Sonnenlicht auf einer Hauswand zu malen", meinte Edward Hopper. Eine erstaunliche Aussage für einen Künstler, der mit seinen bühnenhaften Szenerien und Stadtfluchten als Chronist der amerikanischen Gesellschaft gilt.

Hinter der Fassade des Alltäglichen spiegeln seine Gemälde stets den Versuch, seelische Zustände und Spuren des Transzendenten sichtbar zu machen. Genau das scheint zur Faszination am Werk Edward Hoppers beizutragen. Denn ich sehe Räume, Gegenstände, Landschaften und Menschen, die mir vertraut erscheinen, spüre aber auch, dass es da etwas gibt, das ich schwer erklären kann. Mittels spezieller Lichtführung, ungewohnter Bildausschnitte und Farbabstufungen macht Hopper aus einem schlichten Gebäude ein Geisterhaus und aus einem grünen Wald eine Sphäre des Ungewissen. Er selbst grenzte sich scharf von der Festlegung seines Werkes auf die materielle Welt ab und meinte, dass er nie bloß die Realität abmalen wollte. So sagte er: "Kunst ist in so hohem Maße ein Ausdruck des Unbewussten, dass mir scheint, dass sie dem Unbewussten das Wichtigste verdankt und das Bewusstsein nur eine untergeordnete Rolle spielt."

Wie vergeistigt Edward Hoppers Werk im Kern ist, zeigt besonders ein Bild aus seinen letzten Lebensjahren, das zu meinen absoluten Lieblingen gehört. Es nennt sich "Sun in an Empty Room" und entstand 1963, also vier Jahre vor seinem Tod. Wie so oft hat Hopper hier den Innenraum eines Hauses gemalt. Im Unterschied zu den meisten seiner Bilder ist dieser unmöblierte Raum aber menschenleer. Rechts ist ein nacktes Fenster zu sehen, durch das Sonnenlicht auf Zimmerwand und Boden fällt - und auch Schatten wirft.

Das Licht ist das Hauptmotiv dieses Bildes, das Stille und Leere kennzeichnet. Erstaunlicherweise präsentiert sich die Stimmung in diesem Bild weit positiver und lebensbejahender als in anderen Hopper-Gemälden - so als würde der Künstler gegen Ende seines Lebens Vertrauen in die Welt bekommen haben, die jenseits des Greifbaren liegt. Er selbst sagte einmal, als er gefragt wurde, wovon seine nicht leicht deutbare Kunst eigentlich handle: "Es geht um mich."

Service

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Soap&Skin
Komponist/Komponistin: Anja Plaschg
Titel: Creep
Album: From Gas To Solid / You Are My Friend
Ausführende: Soap&Skin
Länge: 02:15 min
Label: SOLFO under exclusive licenses to [PIAS] PIAS1040CDP LC07800

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