West-Eastern-Divan-Orchester und Daniel Barenboim

MANUEL VACA

Hörbilder Spezial

Friedensarbeit. Daniel Barenboims West-Eastern-Divan Orchestra.

Das West-Eastern-Divan Orchester überwindet seit seiner Gründung im Jahr 1999 große Barrieren. Der Literaturwissenschafter Edward Said und der Dirigent Daniel Barenboim haben Musiker:innen aus Palästina, Israel und weiteren Ländern des Nahen Ostens versammelt, um einen interkulturellen Dialog zu ermöglichen. "Dissonanzen erlaubt."

Pilas, ein kleiner, verstaubter Ort, 50 Kilometer westlich von Sevilla. Hier probt jeden August das legendäre West-Eastern-Divan-Orchestra, bevor es zur jährlichen Tournee durch die renommiertesten Konzertsäle der Welt aufbricht. Junge Musiker/innen aus den Konfliktzonen des Nahen Ostens sind in einem Priesterseminar zusammen gekommen, das über die Sommermonate zur Verfügung steht. Im großen Veranstaltungssaal stimmt sich das Orchester ein. Die Musiker/innen sind aufgeregt, denn heute ist der erste Tag, an dem sie mit Maestro Barenboim proben werden. Alle Instrumente tönen gleichzeitig, eine dissonante Klangwolke. Da steht Sharon Cohen, Geigerin aus Israel auf und verschafft sich Gehör: " Darf ich Euch um etwas bitten," sagt sie, "ich kann mich bei diesem Durcheinander einfach nicht konzentrieren, wärs möglich, dass wir abwechselnd spielen, nur für zwei Minuten?" - Lachen, Applaus, Konfliktlösung à la Divan.

Doch dieses besondere Orchester überwindet seit seiner Gründung im Jahr 1999 weit größere Barrieren. Das gegenseitige Misstrauen von Menschen, die in Ländern aufgewachsen sind, die sich im permanenten Kriegszustand befinden. Die persönlichen Freundschaften zwischen den Angehörigen verfeindeter Nationalitäten blühen bei anhaltenden Diskussionen und es gibt einen Grundkonsens: Verzicht auf Gewalt, Anerkennung des Staates Israels bei gleichzeitiger Anerkennung der Rechte des palästinensischen Volkes. Die Politik ist noch lange nicht so weit. Der inzwischen verstorbene palästinensische Philosoph Edward Said und Daniel Barenboim hatten die Idee, für dieses einzigartige Projekt. "Der Divan ist ein Mythos geworden, weil er eine Alternative anbietet, " sagt der Maestro. "Es ist eine Gesellschaft, die nicht existiert, aber zeigt, was möglich wäre, wenn ..."

Ton: Robert Pavlecka
Redaktion: Eva Roither

Sendereihe

Gestaltung

  • Eva Schobel

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