Praxis - Religion und Gesellschaft

Orte der Zuflucht und der Einkehr - Santiago de Compostela, Shanghai und Mexico City

Die Autobahn Gottes - Pilgern auf dem Jakobsweg +++ "Little Vienna" in Shanghai - Ein jüdischer Zufluchtsort +++ Das Fest der Patronin Mexikos - die Guadalupana

1. Die Autobahn Gottes - Pilgern auf dem Jakobsweg

Blasen an den Füßen, Erschöpfung und innerer Frieden - so lautet die Bilanz der klassischen Pilgerinnen und Pilger. Sei es der deutsche Komiker Hape Kerkeling oder der österreichische Kabarettist Wolfgang Fifi Pissecker- sie alle sind den traditionsreichen Jakobsweg gegangen und haben darüber Bücher geschrieben, Filme gedreht oder ihren Weg auf sozialen Medien gepostet. Seit mehr als 1000 Jahren ist der Jakobsweg ein Magnet für viele Menschen, die sich aus ganz unterschiedlichen Motiven auf den Weg machen. 1993 wurde der zentrale spanische Teil in die Liste der UNESCO-Welterbe aufgenommen: der "Camino de Santiago". Dabei ist "der Jakobsweg" eigentlich eine Vielzahl von Pilgerwegen durch Europa, ihr gemeinsames Ziel ist das vermutete Grab des Apostels Jakobus in Santiago de Compostela im nordwestlichsten Zipfel Spaniens.

Der Hype um den uralten Pilgerweg hat freilich auch seine Schattenseiten: Auf den einst verlassenen Wegen sind über die Jahre immer größere Pilgerströme unterwegs gewesen, die Immobilienpreise schossen in die Höhe, Herbergen, Hotels und Souvenirshops wurden aus dem Boden gestampft, es kam schließlich zu Bürgerprotesten. Doch die Corona-Pandemie hat die Pilgerzahlen einbrechen lassen: Waren 2019 noch rund 347.578 Pilgerinnen und Pilger unterwegs, waren es im Jahr darauf nur noch 54.000. Maria Harmer ist im "heiligen Compostelanischen Jahr 2021", das von Papst Franziskus wegen der COVID-19-Pandemie bis 2022 verlängert wurde, der "Faszination Jakobsweg" auf den Grund gegangen und berichtet vom "neuen Run auf den alten Pfad".


2. "Little Vienna" in Shanghai: Ein jüdischer Zufluchtsort

Mit den Novemberpogromen in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 begann die systematische Vernichtung jüdischen Lebens im Nationalsozialismus. Wer konnte, trat die Flucht an. Doch die Möglichkeiten waren für Jüdinnen und Juden zu diesem Zeitpunkt schon stark eingeschränkt. Einzig Shanghai, die "Stadt über dem Meer", hat damals eine Einreise ohne Visum erlaubt. Etwa 20.000 Jüdinnen und Juden gelang die Flucht aus dem Deutschen Reich nach Shanghai, unter ihnen waren rund 6.000 österreichische Jüdinnen und Juden. Die meisten von ihnen überlebten die Shoah im Ghetto von Shanghai, in das die japanische Besatzungsmacht die aus Europa geflüchteten Jüdinnen und Juden internierte. Das jüdische Viertel, in dem seit Ende des 19. Jahrhunderts jüdische Emigranten Geschäfte, Cafés und Theater eröffnet hatten, war auch als "Little Vienna" bekannt.

Die gebürtige Frankfurterin Inge Hungerleider ist infolge der Novemberpogrome als junges Mädchen mit ihrer Familie nach Shanghai geflohen, wo knapp 80 Jahre später der Österreicher Bernhard Gerstl seinen Gedenkdienst geleistet hat. Wie er das ehemalige jüdische Viertel und die heutige jüdische Gemeinde in Shanghai erlebt hat, erzählt er in "Praxis" und Inge Hungerleider blickt zurück auf ihre Flucht und die Zeit in Shanghai, wo sie die Shoah überlebt hat. - Gestaltung: Helene Dallinger und Judith Fürst


3. Das Fest der Patronin Mexikos - Die Guadalupana

Die "Guadalupana" gilt als kirchliche Patronin von Mexiko, Lateinamerika und ganz Amerika, der Philippinen und der indigenen Völker. Insgesamt 20 Millionen Menschen pilgern alljährlich zu ihrem gigantischen Marienheiligtum in Mexiko-Stadt, benannt nach dem spanischen Wallfahrtsort Guadalupe. 1531, zehn Jahre nach dem Sieg der spanischen Eroberer über die Azteken, soll die christliche Gottesmutter am Rande der Stadt auf dem Hügel Tepeyák einem Indígena erschienen sein und sich ihm als seine Mutter vorgestellt haben. Genau auf diesem Hügel stand das Heiligtum der Tonántzin, der aztekischen "Göttermutter" - das die Spanier zerstört hatten. Im Laufe der Jahrhunderte wurde "La Guadalupána" zur nationalen Identifikationsfigur "der Mexikaner", zu ihrer Patronin und allen gemeinsamen Mutter. Maria Harmer war - knapp 500 Jahre nach der Ankunft der spanischen Eroberer - in Mexiko.

Service

Wolfgang Fifi Pissecker
Santiago de Compstela - Von Pilgern und dem Jakobsweg
Gedenkdienst
Center of Jewish Studies Shanghai
Diakonie: Alter und Pflege
Diakoniewerk: Haus für Senioren Wels

Sendereihe

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