Illustrationen verschiedener Elemente und Partikel.

ORF/ISABELLE ORSINI ROSENBERG

Radiokolleg - Lexikon der Chemie

Plutonium, Sauerstoff, Feinstaub, Lithium
Gestaltung: Monika Halkort

Lithium
Das Leichtmetall Lithium hat aufgrund der weltweiten Anstrengung aus fossilen Brennstoffen auszusteigen immens an strategischer Bedeutung gewonnen. Lithium wird neben Kupfer und Cobalt vor allem für die Herstellung von elektrischen Fahrzeugbatterien und andere wiederaufladbare Geräte wie Laptops, Mobiltelefone und Akkuwerkzeuge verwendet. Die immense Nachfrage hat den Preis des Metalls in den vergangenen 4 Jahren verdoppelt. Energie Analysten gehen von einem Wachstum der Industrie um das 8-fache bis 2027 aus.

Die sozialen Kosten und Umweltschäden, die beim Abbau von Lithium entstehen, sind im Kalkül der Börsenspekulanten gemeinhin nicht mitberechnet. Zwar finden sich die weltweit größten Vorkommen in den Salzebenen in Bolivien, Argentinien und der Atacamawüste in Chile; die finanziellen Profiteure des Lithiumabbaus sind in der Regel jedoch amerikanische, australische oder chinesische Unternehmen, die nur bedingt an nachhaltigen Abbaumethoden und einer sozial gerechten Verteilung der Gewinne in der lokalen Bevölkerung interessiert sind.

Der Lithiumabbau verschlingt große Mengen an kostbarem Wasser. Die metallhaltigen Salzlaken unterhalb des Wüstenbodens müssen erst einmal hochgepumpt und in groß angelegten Freiluftbecken zum Trocknen gelagert werden und von Verunreinigungen getrennt werden, um marktreifes Rohmaterial herzustellen. In der Atacamawüste in Chile verschlingt dieser aufwendige Prozess mittlerweile 65% der Wasserreserven. Die Bauern und Viehzüchter vor Ort sind damit gezwungen mit internationalen Bergbau- und Energiekonzernen um knappe Wasservorräte zu konkurrieren.

Droht der Umstieg auf erneuerbare Energien alte, koloniale Muster der Ausbeutung zu reproduzieren? Nicht unbedingt. Ambitionierte Forscher arbeiten bereits an neuen chemischen Verbindungen, die es ermöglichen umweltfreundliche Batterien ohne toxische Rückstände und Ressourcenausbeutung zu produzieren.

Service

Otero Verzier, M., Kubrak, A., & Diaz, F. (Eds.) (2021). Lithium: states of exhaustion (Santiago, Chile, Rotterdam: ARQ Ediciones; Escuela de Arquitectura, Pontificia Universidad Católica de Chile; Het Nieuwe Instituut.

Maxwell, A., Blair, J., Balcázar, R. M., & Barandiarán, J. (2022). Exhausted: How We Can Stop Lithium Mining from Depleting Water Resources, Draining Wetlands, and Harming Communities in South America. Retrieved from Natural Resources Defense Council website: How We Can Stop Lithium Mining from Depleting Water Resources, Draining Wetlands

Lithium: States of Exhaustion Ausstellung und Vortragsreihe des Het Nieuwe Institut 2020, Rotterdam

The Lithium Triangle Research Studio, Royal College of Art, London. UK



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