Friedrich Kurrent

28. August 2022, 14:05

Zu Jahresbeginn, am 10. Jänner ist der Architekt Friedrich Kurrent gestorben, er war im 91. Lebensjahr und hat vor einiger Zeit - genau im Jahr 2012 - an die Redaktion geschrieben, er fände es sehr wünschenswert, anlässlich des hundertsten Geburtstages seiner verstorbenen Frau, der Bildhauerin Maria Biljan-Bilger, die mit ihr gemachten "Menschenbilder" zu wiederholen.

Dieser Anregung wurde aufgenommen, - allerdings mit einer Ergänzung: es wurde ein Doppelporträt anlässlich der Wiedereröffnung der von Kurrent für die Werke seiner Frau gestalteten Ausstellungshalle in Sommerrein am Leithagebirge gestaltet - die Sendung über die Bildhauerin Maria Biljan-Bilger wurde aktualisiert, und dazu wurde auch eine Sendung mit dem berühmten Architekten neu produziert.

Kurrent gründete gemeinsam mit Johannes Spalt, Wilhelm Holzbauer und Otto Leitner 1950 die "arbeitsgruppe4", deren Entwürfe als Meilensteine der österreichischen Architekturgeschichte gelten und deren Atelierfeste die Kunstavantgarde Wiens in den 1950er-Jahren zusammenbrachte. Das Architekturzentrum Wien widmete der Gruppe 2010 eine große Ausstellung.

1973 bis 1996 war der 1931 geborene Architekturprofessor in München. Friedrich Achleitner nannte ihn "einen Architekten, der eine Botschaft hat und diese nicht nur beharrlich, sondern mit allen Facetten seiner Persönlichkeit und seinen Talenten vermittelt", und er zählte die zahlreichen Fähigkeiten auf: "Aktivist, Aussteller, Entdecker, Forscher, Gründer, Kritiker, Leser, Schreiber, Urbanist und schließlich Zeichner". Kurrent sagt selbst, er zeichne auf seinen weiten Reisen "was man nicht fotografieren könne".

Und er setzte sich immer für wichtige und bedrohte Werke der Moderne in Österreich ein: das Semperdepot, das Wittgensteinhaus, Stadtbahnstationen, aber auch für die Erhaltung des Spittelbergs und war leitend am Umbau des "Alten AKH" zum Unicampus beteiligt.

In den letzten Jahren, so schrieb Otto Kapfinger in einem Nachruf, erreichten seine "notorischen Einwürfe und Zurechtrückungen in öffentlichen und internen Debatten mitunter eine tragische Dringlichkeit - immer gegen den allzu faulen, pragmatischen Kompromiss, immer gegen die grassierende Gedankenlosigkeit, vordergründige Windschlüpfrigkeit der allermeisten baubürokratischen und bloß marktwirtschaftlich 'optimierten' Planungsprozesse, Bauvorhaben, Personalentscheidungen, Verfahrenssteuerungen, Medienereignisse."

Friedrich Kurrent, der, wie er selbst einmal sagte, sein eigener KonKURRENT war, sah sich auch als von sich selbst verhinderter Architekt, der wenig baute. Eines seiner bedeutendsten Werke bleibt die Hausgewordene Liebeserklärung an seine verstorbene Frau Maria Biljan-Bilger - die Ausstellungshalle für ihre Werke in Sommerrein am Leithagebirge. Im Jänner dieses Jahres hätte sie ihren 110. Geburtstag gefeiert ...

Gestaltung: Petra Herczeg und Rainer Rosenberg

Sendereihe

• Menschenbilder

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• In guter Gesellschaft