Ein Mönch öffnet eine Weinflasche.

AFP/JOSEPH EID

Praxis - Religion und Gesellschaft

Im Rausch der Sinne

Berauscht oder erleuchtet? - Drogen und Religion +++ Orthorexie - Gesunde Ernährung als Religionsersatz +++ Yoga und Hindu-Nationalismus

1. Berauscht oder erleuchtet? - Drogen und Religion

Die Religionen haben ein ambivalentes Naheverhältnis zu "Drogen" in ihren vielfältigen Erscheinungsformen. Wein spielt, zum Beispiel, schon in der Hebräischen Bibel eine wichtige Rolle (besonders in der religiösen Bildsprache). Im Christentum ist er (von ein paar Ausnahmen abgesehen) aus der Feier des Gottesdienstes nicht wegzudenken, allerdings in einer rein ritualisierten Form. Den Anhängerinnen und Anhängern des Islam war von ihrem Propheten Mohammed von Anfang an empfohlen worden, möglichst nüchtern zum Gebet zu erscheinen. Daraus hat sich ein generelles Alkoholverbot entwickelt. Der Gedanke dahinter: Das Hochgefühl im Rausch oder tranceähnliche Zustände sollten nicht mit einer echten spirituellen Erfahrung verwechselt werden. Öffnen psychoaktive Substanzen die Tür zu einer höheren Ebene des Seins, vielleicht sogar zu einer "göttlichen Sphäre"? Oder erzeugen sie nur Trugbilder und Halluzinationen? Erweitern sie das Bewusstsein - oder führen sie zu einem gefährlichen Realitätsverlust? Markus Veinfurter über das schwierige Verhältnis von Religion und Drogen.


2. Orthorexie - Gesunde Ernährung als Religionsersatz

Der Begriff Orthorexie umreißt ein Verhalten, das den weit verbreiteten Trend zur gesunden Ernährung ins Zwanghafte hinein übertreibt: täglich mehrere Stunden mit dem Einkaufen, sowie dem Planen und Zubereiten von Mahlzeiten zu verbringen. Dabei mitunter an die Grenzen seiner finanziellen Möglichkeiten zu geraten, weil man spezielle Produkte braucht und diese teuer sind. Nicht ungezwungen mit Bekannten irgendwohin essen gehen zu können oder bei einer Familienfeier die dort angebotene Hausmannskost genießen zu können - und das nicht, weil eine Nahrungsmittelunverträglichkeit diagnostiziert wurde, sondern aufgrund einer persönlichen Entscheidung. Zwar kennen auch die meisten Religionen Speisevorschriften, das Verbot von Schweinefleisch etwa oder sehr konkrete Vorgaben für das Fasten. Aber diese Richtlinien sind in der Praxis umsetzbar - anders als im Fall der Orthorexie, die die Betroffenen durchaus in Konflikt mit den ganz normalen Lebensabläufen bringen kann. Dazu kommt, dass die traditionellen Speisevorschriften zwar Teil religiöser Überlieferungen sind, aber nicht isoliert als Heilsweg gesehen werden - wie es bei der Orthorexie oft der Fall ist. Brigitte Krautgartner hat mit dem Psychologen Martin Felinger über den Zwang zum "besonders gesunden" Essen gesprochen.


3. Yoga und Hindu-Nationalismus

Jedes Jahr am 21. Juni wird er weltweit gefeiert: der Internationale Tag des Yoga oder Weltyogatag. Initiiert von der indischen Regierung, proklamiert von den Vereinten Nationen. Yoga, die alte indische Tradition, ist heute ein globaler Trend und ein Massenphänomen. In Deutschland beispielsweise praktizieren mittlerweile knapp zehn Millionen Menschen häufig oder ab und zu die Meditations- und Körperübungspraxis. Und seit einiger Zeit beschäftigt sich auch die Wissenschaft intensiver mit diesem Phänomen. Auch mit seinen Schattenseiten. Denn Yoga ist nicht nur Mittel und Weg zur Entspannung und zum inneren Frieden, sondern für Hindu-Nationalisten in Indien und weltweit auch ein politisches Instrument. Der indische Premierminister Narendra Modi ist selbst bekennender Yogi mit YouTube-Kanal. Kerstin Tretina über die liebste Soft Power der Hindu-Nationalisten.

Service

Wenn der Glaube "berauscht"
Tao 17.7.2021: "Berauscht oder begeistert?"
Dr. Martin Felinger
"Krankhafte Gesundesser" (Orthorexie)
Tao 13.11.2021: Vom "richtigen" Essen besessen
Tao 12.6.2021: "Indische Tradition und globaler Trend", Teil 1
Tao 19.6.2021: "Indische Tradition und globaler Trend", Teil 2

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