Mutter Teresa, 1966

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Gedanken für den Tag

Mutter Teresa

Die Religionswissenschaftlerin und Publizistin Ursula Baatz über die "Heilige der Finsternis" anlässlich deren 25. Todestages

Mutter Teresa, die immer fröhliche Missionarin der Nächstenliebe, so erscheint sie in den fast ikonenhaften Bildern. Als 2007, zehn Jahre nach ihrem Tod, unter dem Titel "Komm sei mein Licht" Auszüge aus ihren persönlichen Aufzeichnungen erschienen, war die Bestürzung groß.

Denn statt einer stets gut gelaunten Heiligen war da eine Frau, die von Zweifeln und Niedergeschlagenheit geplagt war. Als junges Mädchen hatte sie eine intensive und tröstliche Christus-Vision auf den Weg ins Kloster gebracht. Sie sehnte sich nach solchem Trost, aber ihr seelischer Weg führte ins Dunkel. Mutter Teresa schreibt in einem Brief: "Dunkelheit umgibt mich auf allen Seiten. Meine Seele leidet. Vielleicht gibt es gar keinen Gott. Ich spüre eine unendliche Sehnsucht, an ihn zu glauben. Aber wenn es keinen Gott gibt - was für eine Leere!" Es scheint, als ob ihr Bild von Gott nicht mehr tragfähig gewesen wäre.

Manche meinten, Mutter Teresa sei wohl eine Art von Krypto-Atheistin gewesen. Doch Mystik-Kenner meinen, sie sei durch eine "Dunkle Nacht der Seele" gegangen, einen Zustand, den man in der langen Tradition christlicher Spiritualität kennt. Der spanische Mystiker Johannes Vom Kreuz, ein enger Vertrauter von Teresa von Avila, beschreibt den Aufstieg der Seele als ein schrittweises Ablegen aller Bilder und als ein Schweigen der Sinne, damit Raum für die "dunkle Beschauung" - eine Gotteserfahrung ohne Begriffe und Bilder - entstehen kann.

Mutter Teresa schrieb einmal: "Wenn ich jemals eine Heilige werde, dann sicher eine der Dunkelheit". In dieser Hinsicht kann man sie als eine Heilige der an Gottesvorstellungen zweifelnden modernen Welt sehen.

Service

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Mateo Flecha 1481 - 1553
Gesamttitel: Ensaladas
Titel: El Fuego
Chor: Studium Musicae Valencia
Ausführende: Hesperion XX
Leitung: Jordi Savall
Länge: 19:12 min
Label: Astree Auvidis E 7742 / Extraplatte

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