Ludwig Feuerbach

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Gedanken für den Tag

Ludwig Feuerbach

"Reine Glaubenssache". Der evangelisch-reformierte Theologe Ulrich Körtner über den religionskritischen Philosophen anlässlich dessen 150. Todestages

Vor 150 Jahren, am 13. September 1872, starb der Philosoph Ludwig Feuerbach, ein Vordenker und Wegbereiter der modernen Religionskritik. Geboren 1804 in Landshut, studierte Feuerbach zunächst Theologie in Heidelberg, später Philosophie bei Hegel in Berlin. Während Hegel eine Philosophie des Absoluten entwarf und damit den Gottesgedanken nach der Aufklärung zu erneuern suchte, vollzog sich bei Feuerbach auf dem Feld der Religion ein radikaler Bruch.

Seine bekannteste religionskritische Schrift, die den Titel "Das Wesen des Christentums" trägt, erschien 1841. Feuerbachs These lautet, alle Religion sei in ihrem Kern Anthropologie. Im Gottesgedanken werde das Wesen des Menschen in seiner idealen Gestalt auf den Begriff gebracht. Ein römisches Sprichwort sagt, der Mensch sei dem Menschen ein Wolf - homo homini lupus. Feuerbach hält dagegen: Homo homini deus - der Mensch ist dem Menschen ein Gott.

Für Feuerbachs Religionskritik hat sich der Begriff der Projektionstheorie eingebürgert. Gemeint ist: Der Mensch projiziert seine Ideale als göttlich an den Himmel, doch der Himmel ist leer. Im Neuen Testament lesen wir: "Gott ist Liebe, und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm." Feuerbach argumentiert, man müsse Subjekt und Prädikat in diesem Satz vertauschen. Also: Die Liebe ist Gott. Gott wäre demnach das Prädikat für unsere ideale Selbstprojektion.

Feuerbachs Religionskritik ist weit tiefgründiger als etwa der militante Atheismus eines Richard Dawkins, Autor des Buches "Gotteswahn". Feuerbach hat auch die moderne Theologie stark angeregt. Es stimmt: Alle Gottesvorstellungen sind menschliche Konstrukte. Das heißt aber für mich nicht, dass auch das Gottesbewusstsein ein bloßes Konstrukt ist. Der Theologe Ingolf Dalferth sagt es so: "Wir sind da. Aber wir haben uns nicht selbst ins Dasein gebracht. Das symbolisieren wir im Gottesgedanken."

Service

Buch, Ulrich Körtner, "Wahres Leben. Christsein auf evangelisch", Evangelische Verlagsanstalt Leipzig

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Bela Bartok 1881 - 1945
Album: BARTOK: KLAVIERWERKE - Michel Beroff
* Nr.5 Klage - Andante - Necklied - Romanze (00:03:18)
Titel: Für Kinder - 2.Band : Klavierzyklus über slowakische Volkslieder
Solist/Solistin: Michel Beroff
Länge: 03:18 min
Label: EMI CZS 5681012

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