Hubert Gaisbauer

ORF/JOSEPH SCHIMMER

Gedanken für den Tag

Natur in der Bibel

Der Publizist Hubert Gaisbauer macht sich Gedanken über "Wein und Öl" - das Wachsen, das Ernten und das Genießen in der Bibel

Die Bibel verkündet - allen Natur- und anderen Katastrophen zum Trotz - ein großes Versprechen: Der Regen wird immer wieder die Erde tränken und die Samenkörner zum Sprießen bringen.

Der natürliche Kreislauf vom Säen und Ernten, vom Wachsen und vom Reifen wird nicht aufhören, solange diese irdische Welt besteht. So steht es im ersten Buch Mose geschrieben: Solange die Erde stehet, sollen nicht aufhören Samen und Ernte.

Korn, Wein und Öl sind Früchte der Erde und Lohn für die Arbeit des Menschen. Zusammen mit dem Wasser bilden sie die sinnliche Dimension jener Spiritualität, die wir nicht nur denken, sondern mit unseren Sinnen auch spüren, ja genießen können. Mit dem Geschmack auf der Zunge, mit dem Wohlgefühl auf der Haut, mit der Freude der Augen. Da gewinnen Worte wie "säen", "wachsen" und "ernten" in der Sprache tiefere Bedeutung, sie stehen für Beginn, Entwicklung und Ergebnis menschlichen Mühens. "Streut als eure Saat Gerechtigkeit aus", heißt es bei dem Propheten Hosea, "so werdet ihr ernten, wie es der Liebe entspricht.

Die Bücher der Bibel sind ja belebt von Bildern, Handlungen und Anspielungen, die aus dem lebenspendenden und Leben erhaltenden Kreislauf ländlich-agrarischen Lebens genommen sind. Sie wecken und stillen Hunger und Durst der Seele. Ihren Höhepunkt finden sie im Brechen des Brots und in der Solidarität des Teilens mit den Bedürftigen. Sie halten die heimliche Sehnsucht in uns wach - nach einem einfachen Leben, das uns vielfach in Vergessenheit geraten ist.

"Warum bezahlt ihr mit Geld, was euch nicht nährt", heißt es beim Propheten Jesaja, "und mit dem Lohn eurer Mühen, was euch nicht satt macht." Seid nicht gierig, begnügt euch mit dem, was die Erde von selbst bringt an Frucht, solange sie noch steht, wenn man sie lässt, wenn man sie achtet - und wenn man sie liebt. "Ich vernahm eine Stimme, die ich nicht kannte", heißt es im Psalm 81, "Ach, wenn doch mein Volk auf mich hören würde! Ich würde euch doch nähren mit bestem Weizen, euch sättigen mit Honig aus dem Felsen."

Service

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Marin Marais 1656 - 1728
Gesamttitel: DIE FLÖTE IN VERSAILLES
Titel: Les folies d'Espagne - für Flöte, Cembalo, Violoncello u.Kontrabaß
Solist/Solistin: Irena Grafenauer
Solist/Solistin: Brigitte Engelhard
Ausführende: Philharmonisches Duo Berlin
Ausführender/Ausführende: Jörg Baumann
Ausführender/Ausführende: Klaus Stoll
Länge: 14:10 min
Label: Philips 4267132

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