Buchcover

Zolnay

Radiogeschichten

Der Riss geht durch mein Herz

Erinnerungen von Hertha Pauli. Es liest: Naemi Latzer

Hertha Pauli war die Tochter des Arztes und Biochemikers Wolfgang Josef Pauli, der bis zum "Anschluss" im Jahr 1938 das Institut für medizinische Kolloidchemie leitete und dann in die Schweiz flüchten musste. Ihre Mutter Bertha Schütz war Journalistin bei der Neuen Freien Presse und eine bekannte Frauenrechtlerin. Herthas älterer Bruder, der Physiker Wolfgang Pauli, schuf 1929 zusammen mit Werner Heisenberg die Quantenfeldtheorie, wofür er 1945 den Nobelpreis erhielt. Ab 1923 nahm Hertha Pauli Schauspielunterricht und erhielt 1925 ihr erstes Engagement in Breslau. 1927 holte sie Max Reinhardt nach Berlin, heiratete 1929 den Schauspieler Carl Behr, ließ sich aber 1932 scheiden, da sie sich in den Schriftsteller Ödön von Horvath verliebt hatte.

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Deutschland kehrte sie 1933 nach Wien zurück. Hier gründete sie zusammen mit dem jungen Juristen Carl Frucht eine literarische Agentur, die zunächst vor den Nationalsozialisten nach Österreich geflohene Autoren wie Lion Feuchtwanger, bald auch Österreicher, die in Deutschland nicht mehr publizieren konnten, wie Egon Friedell und Franz Werfel vertrat.

Neben der Arbeit in der Agentur begann sie, Romane zu schreiben. 1936 erschien "Toni. Ein Frauenleben für Ferdinand Raimund", 1937 publizierte sie die Biographie der Pazifistin Bertha von Suttner "Nur eine Frau". Am 8. März 1938 setzten die Nationalsozialisten das Buch auf die "Liste des schädlichen und unerwünschten Schrifttums".
Nach dem Einmarsch der Deutschen Wehrmacht verließen Hertha Pauli und Walter Frucht umgehend Wien und flohen über die Schweiz nach Paris. Pauli führte in Paris ihre literarische Agentur weiter und schrieb antifaschistische Texte. Mit Kriegsbeginn wurde sie zur feindlichen Ausländerin, Frucht und Mehring wurden in französischen Lagern interniert. Nach dem Einmarsch der Deutschen in Frankreich 1940 gelang ihr die Flucht in die USA, wo sie 1973 starb.

1970 veröffentlichte sie das autobiografische Buch "Der Riss der Zeit geht durch mein Herz", Erinnerungen an die Zeit des Exils. Nun wurde es wieder aufgelegt.

Service

Hertha Pauli: "Der Riss geht durch mein Herz", Erinnerungen, Zsolnay Verlag

Sendereihe

Gestaltung

  • Peter Zimmermann

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