AP/ARIEL SCHALIT
Gedanken für den Tag
Jüdische Herbstfeste
"Vor wem soll ich mich fürchten?", fragt sich die Historikerin und Judaistin Shoshana Duizend-Jensen rund um Jom Kippur, dem Bauen von Laubhütten und dem Fest der Thorafreude
27. September 2022, 06:56
Wie jeder jüdische Feiertag beginnt auch das Neujahrsfest, Rosch ha-Schana, am Vorabend. Die Gemeinde zieht sich festlich an und geht in die Synagoge. Nach dem G'ttesdienst treffen wir viele Freunde und wünschen einander "leschanah Towa we tikatewu - zu einem guten Jahr möget ihr eingeschrieben werden".
Rosch ha-Schana ist mit keinem anderen Feiertag zu vergleichen, ihm zugrunde liegt auch keine Erinnerung an ein bestimmtes Ereignis in der Geschichte des jüdischen Volkes. Für mich persönlich sind Rosch ha-Schana zwei tiefgehende und hochemotionelle Tage. Sie sind quasi der erste Höhenflug vor dem Versöhnungstag. Rosch ha-Schana ist eine einzigartige spirituelle Erfahrung, da es sich um die Rechenschaft über das eigene Tun handelt. Symbolisch gehen wir an diesen Tagen an G'tt, dem Schöpfer vorbei und er entscheidet über unser Schicksal im kommenden Jahr.
In einem jahrtausendalten Gebet heißt es: "An Rosch ha-Schana wird es eingeschrieben, und an Jom Kippur wird es besiegelt - wie viele vergehen und wie viele geboren werden, wer leben und wer sterben wird (.)". Begleitet werden diese Worte von einer wunderbaren Melodie, die Kantor und Chor in der Synagoge vortragen. Es ist ein fast jammervolles Feststellen der Tatsachen, dass der Moment der höchsten Gerichtsentscheidung gekommen ist, aber siehe da, es gibt noch Hoffnung, wir können uns noch verbessern, noch Unheil von uns abwenden, wir haben es selbst in der Hand.
Durch Umkehr (Teschuwa), Gebet (Tefila) und gute Werke (Zedaka) ist es tatsächlich möglich, an diesem Eingeschriebensein in das Buch des Lebens oder Todes noch etwas zu verändern. Wir beten um Gesundheit, Wohlstand und Glück aber sollen uns auch vornehmen, nicht mehr über unserem Mitmenschen, ohne deren Beisein zu sprechen, nicht einmal über ihre guten Taten. Reden über andere kann viel Schlimmes anrichten. Es ist gar nicht leicht, darauf zu verzichten, würde aber, so glaube ich, viel Gutes auf der Welt bewirken.
Service
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Sendereihe
Gestaltung
Playlist
Komponist/Komponistin: Leonard Cohen 1934
Gesamttitel: LEONARD COHEN - GREATEST HITS
* Who By Fire
Solist/Solistin: Leonard Cohen
Länge: 02:31 min
Label: Columbia CD32644