Michael Chalupka

APA/HERBERT NEUBAUER

Gedanken für den Tag

Meilenstein der Reformation

Michael Chalupka, evangelischer Bischof, macht sich Gedanken über die Lutherbibel

Ist es klüger, "seine Zunge im Zaum zu halten" oder "mit Engelszungen zu reden" - auch auf die Gefahr hin, "in den Wind zu reden"? Auf alle Fälle sollte man "sein Licht nicht unter den Scheffel stellen" und schon gar nicht "Perlen vor die Säue werfen", wenn es um des "Pudels Kern" geht. Denn dann könnte es einem "wie Schuppen von den Augen fallen" und durch "Mark und Bein gehen", dass man auf einen "Wolf im Schafspelz" hereingefallen ist.

Alle diese Redewendungen, die wir im Alltag und in der Literatur verwenden, gehen auf Martin Luthers Übersetzung des Neuen Testaments ins Deutsche zurück - bis auf eine. Welche dieser Redewendungen nicht von Luther ist, überlasse ich Ihrem Spürsinn.

500 Jahre ist es jetzt her, dass die erste Auflage von Luthers Bibelübersetzung erschienen ist. Sie gehört zusammen mit seinen 95 Thesen zu den Meilensteinen der Reformation.1521 hat sich Luther ans Werk gemacht, nachdem er am Reichstag in Worms verurteilt und auf die Wartburg entführt worden war. Im Schutze der Anonymität hat er als Junker Jörg in nur elf Wochen das Neue Testament aus dem griechischen Urtext ins Deutsche übertragen. Sein Freund Melanchthon hat bei der Überarbeitung geholfen. Im September 1522 sind die ersten Luther-Bibeln aus der Druckerpresse gekommen.

Diese Übersetzung hat den einfachen Leuten die Möglichkeit gegeben, die Bibel selbst zu lesen und zu verstehen. Und sie prägt bis heute unseren Wortschatz. Ja, Luther habe "durch seine gewaltige Bibelübersetzung die deutsche Sprache erst recht geschaffen", hat der Schriftsteller Thomas Mann gemeint.

Sprachbildend hat Luther nicht nur deshalb gewirkt, weil er die verschiedenen regionalen Dialekte, die es um 1520 gegeben hat, in einer Schriftsprache vereinheitlicht hat. Er hat dem Deutschen in seiner Bibelübersetzung auch eine Musikalität und Poetik geschenkt, die sich an der Alltagssprache orientiert hat, ohne die Heilige Schrift zu verflachen.

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Sendereihe

Gestaltung

Übersicht

Playlist

Komponist/Komponistin: Georg Philipp Telemann
Album: TELEMANN & LUTHER: "EIN FESTE BURG IST UNSER GOTT"
* Allegro - 4.Satz (00:01:42)
Titel: Sonate für Violine, Viola da gamba, Traversflöte und Cembalo in e-moll TWV 42:e7
Populartitel: Triosonate
Ausführende: Concerto Melante
Leitung: Raimar Orlovsky
Ausführender/Ausführende: Philipp Bohnen
Ausführender/Ausführende: Ulrich Wolff
Ausführender/Ausführende: Léon Berben
Ausführender/Ausführende: Verena Fischer
Länge: 01:42 min
Label: deutsche harmonia mundi 88985347982 / Sony

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