Klaus Kinski als Nosferatu.

DPA

Punkt eins

Ein Fuß im Diesseits, ein Fuß im Jenseits

Über die Lebenden und die (Un)Toten.
Gäste: ao. Univ.-Prof. i.R. Dr. Rainer M. Köppl, Vampirologe, Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft, Universität Wien & ao. Prof. Dr. Christian Reiter, Gerichtsmediziner, allgemein beeideter und gerichtlich zertifizierter Sachverständiger, zuletzt stv. Leiter des Zentrums für Gerichtsmedizin der MedUni Wien.
Moderation: Barbara Zeithammer.
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Der Gedanke an ein Leben nach dem Tod, an ein Jenseits, das kein Nichts sein soll, und damit die Überzeugung, dass es eine Seele geben muss, die den Tod überlebt, ist vermutlich so alt wie die Menschheit. Und mit ihm die Vorstellung, dass es Tote geben kann, die nicht wirklich tot sind, sondern wiederkehren, weil der Weg ins Jenseits keine Einbahnstraße sein kann.

In der Auseinandersetzung mit dem Tod, im Gedenken an die Toten und den Vorstellungen vom Jenseits hat die Geschichte ein beachtliches Spektrum an Untoten, Widergängern und Totgeglaubten hervorgebracht, die viel über die Lebenden und ihre Wünsche, Ängste und Träume verraten. Doch kaum eine Figur ist so erfolgreich und faszinierend wie der Vampir. Als Dracula feiert er heuer 125. Geburtstag - am Wochenende huldigte man in Irland seinem Schöpfer Bram Stoker - als Nosferatu begeht er den 100., doch gerade auch in Zeiten der Pandemie hat der Blutsauger Konjunktur. Schließlich sind Viren auch seltsame Zwischenwesen - genau genommen weder lebendig noch tot.

Wollen wir eigentlich wissen, warum Vampire uns so faszinieren? Oder ist, mit Sigmund Freud gesprochen, ohnehin nichts und niemand unheimlicher als der Mensch selbst? Aufgewachsen am Rande eines kleinen Dorfes mit einer Knoblauchzehe um den Hals konnte der Wiener Universitätsprofessor Rainer M. Köppl nicht anders, als "Vampirologe" zu werden. Er hat Zeit seines Lebens den Vampirmythos erforscht und unter anderem in Archiven die handschriftlichen Notizen Bram Stokers studiert und dabei Bemerkenswertes über den Ursprung von Vampirlegenden zu Tage gebracht.

Der Ursprung solcher Legenden hat auch mit einer Seuche zu tun, die ausgerechnet in der Zeit der Aufklärung die Menschen in eine regelrechte Vampirhysterie treibt: der Ausbruch der Vampyrseuche - eine Häufung mysteriöser Todesfälle am Rande des Habsburgerreiches - sorgte im 18. Jahrhundert für Berichte über vervampyrte Leichen und das "Kauen und Schmatzen der Todten in ihren Gräbern", für die Exhumierung und Pfählung von Verstorbenen und akribische wissenschaftliche Beschäftigungen mit der Frage, ob es wiederkehrende Tote gibt. Der renommierte Gerichtsmediziner und Sachverständige Christian Reiter hat die Chronologie und die Obduktionsberichte der Militärärzte studiert und die Ursache der seuchenhaften Vervampyrung recherchiert.

In Punkt eins fühlen Christian Reiter und Rainer Maria Köppl als Gäste bei Barbara Zeithammer den Vampiren auf die Reißzähne, analysieren unseren Umgang mit dem Tod und bringen nur allzu Menschliches zum Vorschein.

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Service

Zum Nach- und Weiterlesen:

Christian Reiter: Der Vampyr-Aberglaube und die Militärärzte in Kakanien-revisited, 2009 (Erstveröffentlichung)

Rainer Maria Köppl: Der Vampir sind wir. Der unsterbliche Mythos von Dracula biss Twilight. Residenz Verlag, 2010.

Sendereihe

Gestaltung

  • Barbara Zeithammer

Playlist

Komponist/Komponistin: Philip Glass
Vorlage: Bram Stoker
Gesamttitel: DRACULA - MUSIK VON PHILIP GLASS F.D. FILM VON 1931 / KRONOS QUARTET
Titel: Dracula enters
Ausführende: Kronos Quartet
Ausführender/Ausführende: David Harrington /Violine
Ausführender/Ausführende: John Sherba /Violine
Ausführender/Ausführende: Hank Dutt /Viola
Ausführender/Ausführende: Joan Jeanrenaud /Violoncello
Länge: 02:15 min
Label: Nonesuch 7559795842

Titel: PEI 221031 Punkt 1
Ausführender/Ausführende: KRIZNIK
Länge: 54:01 min

Komponist/Komponistin: Hans Erdmann
Komponist/Komponistin: Heinrich Marschner
Bearbeiter/Bearbeiterin: Gillian B. Anderson
Bearbeiter/Bearbeiterin: James Kessler
Vorlage: Bram Stoker
Gesamttitel: NOSFERATU - EINE SYMPHONIE DES GRAUENS / Filmmusik - komplett rekonstruiert und neu arrangiert von G.B.Anderson & J.Kessler
Titel: 2. Nosferatu - A Symphony of horror ( Theme I ) (00:02:29)
Orchester: Brandenburgische Philharmonie Potsdam
Leitung: Gillian B. Anderson
Länge: 02:00 min
Label: BMG Classics/RCA Victor 09026681432

Urheber/Urheberin: Larriva
Urheber/Urheberin: Huffsteder
Album: From dusk till dawn - Sountrack
AFTER DARK
Ausführender/Ausführende: Tito & Tarantula
Länge: 00:10 min
Label: Sony 483617

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