Michael Chalupka

APA/HERBERT NEUBAUER

Gedanken für den Tag

Luther war kein Heiliger

Michael Chalupka, evangelischer Bischof, macht sich Gedanken über die Lutherbibel

Martin Luther war kein Heiliger, er gilt der evangelischen Kirche auch nicht als solcher. Im Gegenteil, seine Spätschriften und ihre Forderung nach Vertreibung und Verfolgung der Juden belasten das Verhältnis zum Reformator. In ihrer Erklärung "Zeit zur Umkehr - Die Evangelischen Kirchen in Österreich und die Juden" aus dem Jahr 1998 verwerfen die Kirchen den Inhalt dieser Schriften.

Luthers Vorurteile, sein Antijudaismus, sind auch in seine Bibelübersetzung eingeflossen, wie der Altphilologe und Neutestamentler Hans Förster, der an der Universität Wien lehrt, nachgewiesen hat. Das zeigt sich zum Beispiel an der Luther-Übersetzung von Matthäus 12,14: "Da gingen die Pharisäer hinaus und hielten Rat über ihn, dass sie ihn umbrächten", heißt es da.

Förster dazu: "Der deutsche Text lässt sich kaum anders als ein Tötungs- bzw. Mordvorsatz verstehen. Dass jüdisches Recht vorsätzlichen Mord ablehnt, macht die Stelle umso problematischer. Der sogenannte "Christozid", das über Jahrhunderte verbreitete Motiv eines jüdischen Christusmordes, hat eine blutige Spur durch die Geschichte gezogen, Pogrome wurden mit diesem Motiv gerechtfertigt." Hans Förster zeigt auch, wie die Stelle korrekter übersetzt wird: "Da gingen die Pharisäer hinaus und hielten Rat über ihn, dass sie ihn loswürden."

Die Bibel ist für evangelische Christ:innen die Heilige Schrift, die einzige Offenbarungsquelle, sola scriptura. Doch ihre Übersetzungen müssen immer offen sein für Verbesserung und die Korrektur von Fehlern. Die evangelischen Kirchen haben festgehalten: Unsere belastete Vergangenheit "verlangt nach einer Umkehr, die die Auslegung der Heiligen Schrift, die Theologie, die Lehre und die Praxis der Kirche umfasst". Diese Umkehr muss auch die weitere Bearbeitung der Vorurteile, die in die Luther-Bibel eingeflossen sind, beinhalten.

Service

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: William Byrd
Album: HARRY UNSER KÖNIG - MUSIK FÜR KÖNIG HEINRICH VIII TUDOR
Titel: Fortune my foe instrumental
Untertitel: Response against Luther: Henry Fidei Defensor 1521
Ausführende: Capella de la Torre
Ausführender/Ausführende: Jeremy West
Ausführender/Ausführende: Hildegard Wippermann
Ausführender/Ausführende: Detlef Reimers
Ausführender/Ausführende: Regina Hahnke
Ausführender/Ausführende: Johannes Vogt
Ausführender/Ausführende: Peter A. Bauer
Ausführender/Ausführende: Katharina Bäuml
Leitung: Katharina Bäuml
Länge: 02:00 min
Label: CARPE DIEM/LOTUS CD16292

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