Doris Schretzmayer

YASMINA HADDAD

Gedanken für den Tag

Buen Vivir

Zum Schwerpunkt "Buen Vivir - Über das gute Leben für alle" der Abteilung Religion & Ethik multimedial anlässlich der UN-Klimakonferenz berichtet die Schauspielerin Doris Schretzmayer über ihre sehr persönlichen Gedanken und Erfahrungen auf einem Bio-Bauernhof

Ich bin in den 1970er und 80er-Jahren in einer niederösterreichischen Landwirtschaft aufgewachsen und bei uns war es üblich, immer etwas Eigenes mitzubringen, wenn man jemanden besuchte:

Im Frühling waren es die ersten Blumen oder saftigen Erdbeeren aus dem Garten meiner Großmutter, kurze Zeit später der grüne Salat und die knackigen Radieschen, aber auch die ersten Frühkartoffeln mit der feinen Schale aus dem Feld meiner Eltern im Juni, dann Kirschen, Gurken, Paradeiser und später im Jahr Äpfel, Zwetschken, Nüsse. In der wärmeren Jahreszeit in ihrer ursprünglichen Form frisch gepflückt, in den kälteren Monaten in der Küche fein verwandelt in Kuchen, köstliche Marmelade oder eingelegtes Gemüse.

Egal, ob es Verwandte und engere Freunde, gute Bekannte oder Geschäftspartner waren oder jemand, den man nur einmalig wegen einer bestimmten Angelegenheit aufsuchte: Wenn man ein fremdes Haus betrat, brachte man etwas mit, das in der Erde gepflanzt worden und gewachsen war oder das man daraus zubereitet hatte. Man teilte seine Gaben.

In indigenen Kulturen ist es Tradition, die Gaben und Geschenke der Erde zu teilen, als Zeichen der Wertschätzung für die Erde. Man gibt von den Gaben, die man von Mutter Erde erhält, reichlich weiter, weil sie selbst so reichlich gibt. Man signalisiert Dankbarkeit für diesen Reichtum. Vielleicht war Ähnliches auch im Sinn meiner Großmütter und Mutter? Vielleicht ging es auch um ein Zeichen der Wertschätzung des Gegenübers. Der, den ich besuche, bekommt etwas von dem, was ich habe. Und immer habe ich Freude in den Gesichtern der Beschenkten gesehen.

Auch wenn ich heute kein frisches Gemüse ernten und mitbringen kann und es auch gerade wieder zu wenig Zeit zum Backen gibt - eine der Gaben, die uns als Menschen immer zur Verfügung steht, können wir schenken: wohlwollende Worte. Vielleicht eine gemeinsame schöne Erinnerung, ein ehrlich gemeintes Kompliment, eine heitere Geschichte, die in trüben Tagen wie ein Hoffnungsschimmer wirken kann - eben etwas, das die Wertschätzung für den anderen ausdrückt und das ihn bereichert und im geistigen oder herzlichen Sinne nährt.

Service

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Sendereihe

Gestaltung

Übersicht

Playlist

Komponist/Komponistin: Astor Piazzolla
Bearbeiter/Bearbeiterin: Christian Lindberg
Bearbeiter/Bearbeiterin: Jens Lundberg
Bearbeiter/Bearbeiterin: Roland Pöntinen
Album: TANGOPHORIA
Titel: Decarísmo / Arrangement für Posaune, Bandoneon und Klavier
Ausführende: Trio Tangophoria
Solist/Solistin: Christian Lindberg
Solist/Solistin: Jens Lundberg
Solist/Solistin: Roland Pöntinen
Länge: 03:07 min
Label: BIS Records BIS2108SACD / Preiser

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