Kari Kriikku

MARCO BORGGREVE

Das Ö1 Konzert

Debussy, Hakola, Tüür, Ravel

(I) Prager Radio-Sinfonieorchester, Dirigent: Olari Elts; Kari Kriikku, Klarinette. Claude Debussy: Prélude à l'après-midi d'un faune Claude Debussy: Première Rhapsodie für Klarinette und Orchester (aufgenommen am 11. April im Dvorak Saal des Rudolfinum Prag im Rahmen des Festivals "Prager Frühling 2022) (II) Kimmo Hakola: Konzert für Klarinette und Orchester (Finnish Radio Symphony Orchestra, Dirigent: Sakari Oramo; Kari Kriikku, Klarinette) * (III) Prager Radio-Sinfonieorchester, Dirigent: Olari Elts. Maurice Ravel: Rapsodie espangnol (aufgenommen am 11. April im Dvorak Saal des Rudolfinum Prag im Rahmen des Festivals "Prager Frühling 2022). Präsentation: Peter Kislinger

In den Wald und zurück in die Stadt

Der 1958 geborene Kimmo Hakola kehrte 1992 Helsinki den Rücken und zog nach Kesälahti an die russische Grenze. Wenn auch in Finnland der Wald nicht mehr ganz so "ur" ist, so ist doch Tapio, der Gott des Waldes, nicht nur eine finnische Versicherungsgruppe. "Der Wald hat etwas von Ewigkeit an sich", so Hakola nach seiner Rückübersiedlung. "Wenn sich der dichte Geräuschnebel der Stadt unerwartet in einen Augenblick völliger Stille auflöst, so ist das, als ob ein Riesenpendel durch den Weltraum schwingt und einen Kanal durch die Schwerkraft hineintreibt."

War es das Einsiedlerdasein, das ihn in die Wälder trieb? "Nein, der Versuch, eine klare Quelle wiederzuentdecken - in mir." Aus übergroßer Selbstdisziplin und modisch-modernistischem Puritanismus, in jedem Werk tabula rasa zu machen - weit mit Musik der Vergangenheit, auch der eigenen - hatte er sich in eine Krise manövriert. In Ost-Karelien machte er eine überraschende Erfahrung. "Ich begann wieder Musik zu spielen, sie zu lesen und zu studieren", Sänger am Klavier zu begleiten, die Kirchenorgel dröhnen zu lassen, auf der Fiedel zu kratzen, einen Chor und ein Orchester zu dirigieren." So gewann er "genug Selbstvertrauen, um die Schwelle des Knochenhauses der von mir zurückgewiesenen Ideen zu betreten." Aus dem Stadtflüchtling - der, als er an seinem 1996 uraufgeführten einstündigen Klavierkonzert arbeitete, aus Angst vor Einfluss, sogar die "ernst gemeinte Musik" seiner Zeitgenossen mied - wurde ein entspannter Stadtmensch.


Klarinettenkonzert für Kari Kriiku

Der mit "Hidden Songs" betitelte 2. Satz seines viersätzigen Klarinettenkonzerts (2001) ist eine für ihn "wichtige persönliche und emotionale Aussage. Als ich komponierte, war ich zutiefst bewegt - beim Schreiben kostete ich den Reiz der Melodien voll aus. Sie sind kaum geformt oder strukturiert. Als ich sie mir dann später in aller Ruhe ansah, war es für mich eine schöne Entdeckung, dass es da viele motivische Verwandtschaften gab, ein Beweis, dass eine verborgene Logik am Werk war, die Logik der Variationstechnik. Das hat mit dem Phänomen der musikalischen Keimzellen zu tun." Unterstützt wurde er vom Auftraggeber des Konzerts, dem Klarinettisten Kari Kriikku, der Hakola ermutigte, eine Melodie im Stile des englischen Popmusikers Sting zu verwenden. Erst später wurde Hakola klar, dass diese Melodie "bestimmte gefühlsmäßige Assoziationen für mich hatte, wie aus einem Film: eine bittersüße, romantische Begegnung."


Originalität? Individualität!

Gewisse Tonfolgen können doch gar nicht mehr originell sein. Es komme auf den Kontext an und die Art ihrer Verwendung. "Das bin dann ich. Ich nehme mir etwas und baue es in meine Welt ein. Aber ich borge es mir nicht, ich komponiere es. Wichtig ist, dass man alles, was man macht, als Komponist macht, der seine Sache ernst nimmt - a serious composer." Individualität ist wichtiger als Originalität. "Überall lauert die Gefahr der Normierung. Das Glatte, Nichtsagende, Gefällige ist die größte Gefahr für ein Talent. Nichts, was Wert hat, kann im Prokrustesbett gezeugt werden. Nur wenn wir das Individuelle in uns fördern, werden wir Erfolg haben."

Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Kimmo Hakola geb.1958
Titel: Konzert für Klarinette und Orchester (CD01/48183/1-4_H)
* Introduzione - 1.Satz (00:10:44)
* Allegretto pomposo - Allegro con fuoco - Cadenza - Allegretto maestoso
* Hidden songs - 2.Satz (00:11:11)
* Adagio amoroso
* Allegro Farara - 3.Satz (00:08:05)
* Rubato - Allegro farara attacca
* Khasene - 4.Satz (00:08:22)
* Rubato - Andante, Rubato - Allegro - Adagio - Rubato - Allegro - Rubato - Piu mosso
Solist/Solistin: Kari Kriikku
Orchester: Finnisches Radio Symphonieorchester
Ausführender/Ausführende: Finnisches Rundfunk Symphonieorchester
Leitung: Sakari Oramo
Länge: 38:41 min
Label: Ondine ODE 10632

Komponist/Komponistin: Claude Debussy/1862 - 1918
Titel: Prélude à l'apres midi d'un faune - für Orchester
Anderssprachiger Titel: Vorspiel zu "Der Nachmittag eines Fauns"
Orchester: Radio Symphonie Orchester Prag
Leitung: Olari Elts
Länge: 10:00 min
Label: EBU

Komponist/Komponistin: Jean Sibelius
Album: CASSANDRA WYSS SPIELT KLAVIERWERKE VON STENHAMMAR UND SIBELIUS
* Impromptu in E-Dur op.5 Nr.6 : Commodo (00:02:27)
Titel: Sechs Impromptus op.5 - für Klavier
Solist/Solistin: Cassandra Wyss /Klavier
Länge: 02:38 min
Label: Capriccio C5229

Komponist/Komponistin: Claude Debussy/1862 - 1918
Bearbeiter/Bearbeiterin: Roger Ducasse /Orchestrierung/1873 - 1954
Titel: Rhapsodie Nr.1 für Klarinette und Klavier / Bearbeitung für Orchester mit Solo Klarinette
Solist/Solistin: Kari Kriiku / Klarinette
Orchester: Radio Symphonie Orchester Prag
Leitung: Olari Elts
Länge: 07:45 min
Label: EBZ

Komponist/Komponistin: Maurice Ravel/1875 - 1937
Titel: Rapsodie espagnole - für großes Orchester
* Prélude à la nuit - 1.Satz
* Malagueña - 2.Satz
* Habanera - 3.Satz
* Feria - 4.Satz
Spanische Rhapsodie
Orchester: Radio Symphonie Orchester Prag
Leitung: Olari Elts
Länge: 15:51 min
Label: EBU

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