Helga Rabl-Stadler

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Gedanken für den Tag

Hoffnung und Zufall

"Die Hoffnung hilft uns leben", schrieb der 33 Jahre junge Johann Wolfgang Goethe an die ihm seelenverwandte Frau von Stein. Das findet auch Helga Rabl-Stadler, die langjährige Präsidentin der Salzburger Festspiele

Anton Zeilinger ist ein Ereignis, als Wissenschaftler, als Humanist, als Welterklärer - Nicht erst, seit er als Quantenphysiker 2022 den Nobelpreis erhalten hat. Er war es schon, als er in den Neunzigerjahren Experimente zur Quantenteleportation so medienwirksam gestaltet hat, dass er als Mister Beam populär wurde. Er ist es, weil er als begnadeter Experimentator neue Zusammenhänge aufdeckt und damit gängige Theorien bestätigt oder aber auch widerlegt hat. "Wenn eine Idee am Anfang nicht absurd klingt, dann gibt es keine Hoffnung für sie", zitiert er gerne Albert Einstein.

Ich bin ziemlich stolz, dass er 2021 meine Einladung zu einem Symposium der Salzburger Festspiele zum Thema Hoffnung spontan angenommen hat. "Hoffnung und Zufall" nannte er sein Referat, mit dem er uns, dem Publikum, eine ganze Palette von Argumenten für den Wert der Hoffnung angeboten hat. "Hoffnung ist eine urmenschliche Verhaltensform, die in pathologischen Situationen verloren geht", ist Zeilinger überzeugt. Er gibt zu bedenken, "in vielen unserer Dystopien (also negativen Zukunftserzählungen) werden die negativen Möglichkeiten zu stark betont und wir geben nicht zu, dass es auch positive Möglichkeiten gibt". Er schlägt den Bogen zur Chaostheorie und dem bekannten Beispiel vom Schmetterling. Dessen Flügelschlag kann am anderen Ende der Welt einen Tornado auslösen oder - so Zeilinger - auch verhindern.

Für ihn ist die Welt nicht bloß eine Welt der Tatsachen, sondern auch eine Welt der Möglichkeiten. Und er repliziert auf das Wittgenstein-Postulat "Die Welt ist alles, was der Fall ist" mit: "Die Welt ist auch alles, was der Fall sein kann. Es geht darum, die Möglichkeiten zu realisieren. Das ist das Thema der Hoffnung."

Service

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Johann Sebastian Bach 1685 - 1750
Titel: Suite / Ouvertüre für Orchester Nr.1 in C-Dur BWV 1066
* Menuet I, alternativment / Menuet II - 5.Satz (00:03:52)
Orchester: Concentus musicus Wien
Leitung: Nikolaus Harnoncourt
Länge: 03:52 min
Label: Teldec 843051

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