Janacek, Szymanowski, Dvorak

30. November 2022, 14:05

Auf Janacek, inspiriert vom in der Ukraine geborenen Gogol, folgt der in der Ukraine geborene Pole Szymanowski, der persische Lyrik in deutscher Übertragung vertonte.

Musik? HUDBA!

Die dreiteilige Rhapsodie "Taras Bulba" basiert auf Nikolai Gogols 1835 erschienener gleichnamiger Erzählung. Sie ist in der Ukraine in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts angesiedelt. Im Mittelpunkt steht das Schicksal des ukrainischen Kosakenoberst Taras Bulba und seiner beiden Söhne, Andrij und Ostap, die sich nach ihrem Studium in Kiew dem Aufstand der "Saporoscher Kosaken" gegen die polnische Herrschaft anschließen. Als Andrij wegen eines Mädchens zu den gegnerischen Polen überläuft, wird er von Taras Bulba erschossen. Nach der Folter und Hinrichtung seines Sohnes Ostap nimmt Taras blutige Rache, wird von den Polen gefasst und bei lebendigem Leibe verbrannt. Seine Sehnsucht nach Freiheit gipfelt in hymnisch-ekstatischer Musik, eine Apotheose, wie sie damals noch nicht im Buche der Musik stand - Musik, die von einem propagandistischen Text angeregt worden war. "Taras Bulba" entstand während des Ersten Weltkriegs und wurde 1921 uraufgeführt. Seine "slawische Rhapsodie" widmete Janacek "unserer Armee, der Beschützerin der tschechischen Nation."

In "Das Augenspiel: Lebensgeschichte 1931-1937" (1985) erinnert sich Elias Canetti: "Als ich nun in Prag plötzlich erfuhr, dass das tschechische Wort für Musik HUDBA heiße, war ich davon hingerissen. HUDBA! Das war das Wort für Strawinskys 'Les Noces', für Bartók, Ravel und für Janacek."


Des Hafis Liebeslieder

Der 1882 in der heutigen Ukraine geborene polnische Komponist Karol Szymanowski schrieb zwei Liederzyklen mit dem Titel "Des Hafis Liebeslieder". Der erste, für Gesang und Klavier, entstand 1911, der zweite drei Jahre später. Noch im selben Jahr kombinierte Szymanowski drei Lieder mit fünf Liedern aus dem zweiten Zyklus zu einem neuen Werk: Des Hafis Liebeslieder für Gesang und Orchester. Szymanowski hatte sich von den freien Übersetzungen der Liebesgedichte des persischen Dichters Hafis (auch Hafiz oder Hafez) von Schiraz aus dem 14. Jahrhundert in der Übertragung des Dichters Hans Bethge anregen lassen. Von Bethges Nachdichtungen klassischer orientalischer und chinesischer Lyrik ließen sich mehr als 180 Komponisten inspirieren, darunter Gustav Mahler, der aus "Die chinesische Flöte" sieben Gedichte für seinen 1911 uraufgeführten symphonischen Liederzyklus "Das Lied von der Erde" vertonte.

Das Berner Symphonieorchester unter der Leitung von Duncan Ward beendete sein Konzert mit Dvoraks 7. Symphonie. In den letzten Jahren war sie in internationalen Konzertsälen so oft zu hören, dass man nicht länger davon sprechen kann, sie stünde "im Schatten der beiden letzten Symphonien" des Komponisten.

Service

Musikproduktion Hoeflich

Eberhard Gilbert: Hans Bethge. Leben und Werk. Eine Biographie. 3. erweiterte und bebilderte Auflage. Yinyang-Media-Verlag, Kelkheim 2002

Sendereihe

• Das Ö1 Konzert

Gestaltung

• Peter Kislinger