Auge, blaues Auge

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Medizin und Gesundheit

Netzhauterkrankungen immer besser behandelbar

Gentherapie und Komplementinhibitoren


Die altersbedingte Makuladegeneration (AMD) zählt zu den häufigsten Schädigungen der Netzhaut. Und sie ist gemeinsam mit der Diabetischen Retinopathie weltweit die häufigste Ursache für den Verlust des Augenlichts.

Immer mehr Menschen von AMD betroffen

Die AMD wird in zwei verschiedene Verlaufsformen unterteilt: die trockene und die feuchte. In Österreich sind rund 150.000 Menschen von der altersbedingten Makuladegeneration betroffen. Etwa 20 Prozent davon leiden an der feuchten AMD, der aggressiveren Form. Aufgrund der demografischen Entwicklung werden die Erkrankungszahlen in Zukunft steigen.
Bei der zum Glück eher langsam verlaufenden trockenen Form sterben zentrale Netzhautzellen allmählich ab. Dies führt zu einer fortschreitenden Sehverschlechterung. Bei der feuchten AMD wachsen Blutgefäße an der Stelle des schärfsten Sehens (Makula) - dies führt ebenfalls zum Absterben der dortigen Nervenzellen.
Die genaue Entstehung ist noch nicht vollständig geklärt. Daran wird allerdings an der Universitäts-Augenklinik Bonn geforscht. Unter der Leitung von Prof. Dr. Dr. Robert Finger werden Studien zu Risikofaktoren, Umwelteinflüssen und Lebensführung durchgeführt, um die Früherkennung verbessern zu können.

Bald Behandlung der trockenen Form möglich

Waren die Erkrankungen der Netzhaut noch vor ein paar Jahren kaum behandelbar, können sie aufgrund des wissenschaftlichen Fortschritts immer besser therapiert werden. Bei der feuchten Form der AMD hat sich die Spritzentherapie, bei der Anti-VEGF-Präparate ins Auge injiziert werden, bewährt. Diese Hemmstoffe des Faktors VEGF verhindern das krankhafte Gefäßwachstum.
Und die Behandlungsmöglichkeiten entwickeln sich laufend weiter: Erstmals soll auch die trockene Form der AMD therapiert werden können.
Ein Medikament steht kurz vor der Zulassung - bereits im kommenden Jahr könnte es in der EU zum Einsatz kommen. Es handelt sich dabei um den Wirkstoff Pegcetacoplan.
Mittlerweile weiß man, dass bei der trockenen Form das Komplementsystem - ein Teil der Immunabwehr - übermäßig aktiviert wird. Die eingesetzten Hemmstoffe sollen diese Aktivität drosseln. Dadurch kommt es zwar zu keiner Sehverbesserung, aber das Fortschreiten der Erkrankung wird gebremst.
Auch die Therapie der feuchten AMD wird verbessert. So wird an einer neuen Darreichungsform gearbeitet, in Form eines nachfüllbaren Implantats, das kontinuierlich Medikamente ins Auge abgibt und nur alle paar Monate aufgefüllt werden muss.

In naher Zukunft - Biofabrik im Auge?

Ein weiterer Meilenstein in der Behandlung der Makuladegeneration wird die Gentherapie sein, die bereits in den nächsten Jahren zugelassen werden könnte. Dabei werden mit einem Vektor Informationen in die Zellen der Netzhaut geschleust, sodass diese in der Lage sind, Anti-VEGF selbst zu produzieren. Man kann sich das wie eine kleine Biofabrik vorstellen. Der Vorteil wäre, dass es sich um einen einmaligen chirurgischen Eingriff handelt. Aber bei dieser neuen Behandlungsmethode gilt es noch einige Hindernisse zu überwinden, so die Fachärztin für Augenheilkunde und Optometrie und Präsidentin der Österreichischen Ophthalmologischen Gesellschaft Priv.-Doz.in Dr.in Katharina Krepler.

Diabetes schädigt auch das Auge

Geschätzt leiden rund 600.000 Menschen in Österreich an Diabetes. Jede dritte Person davon entwickelt eine diabetische Retinopathie. Diese Schäden an der Netzhaut entstehen durch dauerhaft erhöhte Blutzuckerwerte. Je nachdem ob die Veränderungen mit oder ohne Gefäßneubildungen einhergehen, unterscheidet man zwei Verlaufsformen: die nichtproliferative Retinopathie ist das erste Stadium, die proliferative Retinopathie das zweite Stadium der Netzhautschädigung.
Bei optimaler Kontrolle und Behandlung führt die Erkrankung nur in fünf Prozent der Fälle zu einer schweren Einschränkung des Sehvermögens.

Achtung bei Blitzen in den Augen

Ein wichtiges Krankheitsbild sind Netzhauteinrisse und die Netzhautablösung. Diese sind besonders tückisch, da die Symptome den meisten Menschen nicht bekannt sind und sie daher bei Lichtblitzen, schwarzen Punkten und Spinnweben, die im Gesichtsfeld auftauchen, erst einmal abwarten. Dabei wäre es besonders wichtig, hier rasch eine augenärztliche Untersuchung durchführen zu lassen, um eine vollständige Netzhautablösung und damit Folgeschäden - wie eine Einbuße der Sehschärfe - zu verhindern.

Reden auch Sie mit! Wir sind gespannt auf Ihre Fragen und Anregungen. Unsere Nummer: 0800/22 69 79, kostenlos aus ganz Österreich.

Haben Sie eine Erkrankung der Netzhaut?

Leiden Sie an der altersbedingten Makuladegeneration? Wie werden Sie behandelt?

Liegt bei Ihnen die feuchte Form der AMD vor?
Helfen Ihnen die Injektionen ins Augeninnere?
Wie häufig bekommen Sie die Spritzen?

Sind Sie zuckerkrank und in augenärztlicher Behandlung?

Kam es bei Ihnen zu Netzhautrissen oder einer Netzhautablösung?

Service

Zu Gast im Ö1 Haus Wien:

Priv.-Doz.in Dr.in Katharina Krepler
Fachärztin für Augenheilkunde und Optometrie
Präsidentin der Österreichischen Ophthalmologischen Gesellschaft
Leiterin der Abteilung für Augenheilkunde und Optometrie Klinik Landstraße und Klinik Donaustadt
Klinik Landstraße
Juchgasse 25
A-1030 Wien
Tel.: +43 1 71165 4607
E-Mail
Homepage

Am Telefon:

Prof. Dr. Dr. Robert Finger
Facharzt für Augenheilkunde
Univ.-Professor für ophthalmologische Epidemiologie und neuroretinale Bildgebung
Leitender Oberarzt und stellvertretender Klinikdirektor Universitäts-Augenklinik Bonn
Ernst-Abbe-Straße 2
D-53127 Bonn
Tel.: +49 (0)228-287 15505
E-Mail
Homepage

Weitere Anlaufstellen und Info-Links:

Österreichische Ophthalmologische Gesellschaft: AMD
Ophthalmologische Nachrichten: Komplementinhibitoren und Gentherapie als neue Behandlungsstrategien
Stiftung Auge: Mediterrane Ernährung kann AMD-Risiko senken
AMD-Netz: Gentherapie bei Netzhautdegeneration. Was ist heute möglich? Wie geht es weiter?
Selbsthilfegruppe AMD-Netz Leben mit Makula-Degeneration
Selbsthilfegruppe Pro-Retina Deutschland
Video von Pro Retina Deutschland über Betroffene: Ich sehe nicht, was Du noch siehst
Wissenschaft.de: Hoffnung im Kampf gegen das Erblinden
Gesund.g.v.at: Netzhautablösung
Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft: Infobroschüre Diabetische Retinopathie

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