Friedenstaube an einer Hausmauer

AP/MICHAEL PROBST

Radiokolleg

Frieden als Ideologie

Wie Kriege enden. Das Friedensprojekt Europa und der neue Krieg (1)

Mit dem russischen Angriff auf die Ukraine ist die Idee von Frieden, als identitätsstiftendes Element der europäischen Gemeinschaft, in seine bislang schwerste Krise geraten. Putins Krieg stellt nicht nur die politische und territoriale Unabhängigkeit der ehemaligen Sowjetrepublik in Frage. Er ist auch als Angriff auf die gesamte Weltordnung, die Europas Platz und Selbstverständnis seit Ende des Kalten Krieges definiert hat.
Die Staatengemeinschaft ringt bis heute um eine angemessene Reaktion. Sind Waffenlieferungen und militärische Unterstützung mit der pazifistischen Rolle Europas vereinbar? Und wie weit kann oder soll die moralische Verpflichtung zu Solidarität und Beistand in Zeiten kriegerischer Aggression gehen? Wo beginnt bzw. endet Europa, wenn es um Sicherheit, Schutz und die Aufrechterhaltung von Frieden und Menschenrechten geht?

Friedensvorstellungen entwickeln sich nicht in einem historischen Vakuum, sondern vielmehr in unmittelbarer Reaktion auf geopolitische und lokale Machtverhältnisse und Krisen. Das hat Frieden - als politisches Ziel und Gesellschaftsvision - in der Nachkriegszeit immer wieder selbst zum Gegenstand von Konflikten gemacht.
Historiker, Friedensforscher und politische Akteure der Zeit rekapitulieren die zentralen Leitideen und Ideologischen Grabenkämpfe, die das Ringen um eine friedliche Nachkriegsordnung Europas geprägt haben. Diese Grabenkämpfe verliefen keineswegs nur zwischen kapitalistischen Demokratien im Westen und den kommunistisch regierten Staaten des Warschauer Pakts. Die politischen Visionen und Gesellschaftsentwürfe der Nachkriegszeit durchkreuzten die bi-polare Weltordnung des Kalten Kriegs mit einer Vielzahl politischer, sozialer und kultureller Allianzen quer durch das geteilte Europa und den Rest der Welt.

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Literaturliste:

Bischof, Günter; Ruggenthaler, Peter (2022): Österreich und der Kalte Krieg. Ein Balanceakt zwischen Ost und West. Graz, Wien: Leykam Verlag.

Castelli, Alberto (2020): Peace Discourse in Europe, 1900 - 1945. S.l.: Routledge (Routledge studies in modern European history).

Dhawan, Nikita (Ed.) (2014): Decolonizing enlightenment. Transnational justice, human rights and democracy in a postcolonial world / Nikita Dhawan (ed.). Opladen: Barbara Budrich Publishers (Politik und Geschlecht, volume 24).

Kraushaar, Wolfgang (2022): Keine falsche Toleranz. Warum sich die Demokratie stärker als bisher zur Wehr setzen muss. Hamburg: CEP Europäische Verlagsanstalt.

Münkler, Herfried (2017): Kriegssplitter. Die Evolution der Gewalt im 20. und 21. Jahrhundert. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag (Rororo, 63097).

Pospisil, Jan (2019): Peace in Political Unsettlement. Cham: Springer International Publishing.

Raabe, Kathariana; Sapper, Manfred (Eds.) (2015): Testfall Ukraine. Europa und seine Werte / herausgegeben von Katharina Raabe und Manfred Sapper; mit einem Fotoessay von Yevgenia Belorusets. 1. Auflage, Originalausgabe. Berlin: Suhrkamp (Edition Suhrkamp. Sonderdruck).

Rjabtschuk, Mykola (2006): Die reale und die imaginierte Ukraine. s.l.: Suhrkamp.
Zabuzko, Oksana Stefanivna (2022): Die längste Buchtour. Essay. Graz, Wien: Literaturverlag Droschl.

Dietrich, Wolfgang; Echavarria, Alvarez; Kopensteiner, Norbert (Eds.) (2006): Schlusseltexte der Friedensforschung. Wien: Lit Verlag.

Links:
https://peacerep.org/

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  • Monika Halkort

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