Edward Gardner - BENJAMIN EALOVEGA
Das Ö1 Konzert
Nielsens Violinkonzert und Harmonium von Adams
(I) Bergen Philharmonic Orchestra, Dirigent: Edward Gardner; Bergen Philharmonic Choir; Johan Dalene, Violine.
Carl Nielsen: Konzert für Violine und Orchester op. 33 John Adams: Harmonium (aufgenommen am 2. September 2021 in der Grieg Halle in Bergen) (II) Bergen Philharmonic Orchestra, Dirigent: John Storgards. Jean Sibelius: Rakastava op. 14 (aufgenommen am 3. Februar in der Grieg Halle in Bergen). Präsentation: Peter Kislinger
7. Dezember 2022, 14:05
Johan Dalene mit Nielsens Violinkonzert und das aus rhythmischem Fluss entstandene "Harmonium" von John Adams.
Dem Zeitalter ein blaues Auge
Als 25-Jähriger gab sich Carl Nielsen überzeugt, dass große Künstler "ihrem Zeitalter immer ein blaues Auge verpasst" hatten. 1911, 20 Jahre später, wollte er "ordentliche Musik" schreiben. Es sei doch "sinnlos, justament ein Konzert zu schreiben, wenn man nicht an den Solisten denkt; aber da spießt sich´s: Ich kann nichts mit allzu abgedroschenen Passagen anfangen." Genau dieses "Spießen" macht einen Reiz des Violinkonzerts des großen dänischen Komponisten aus. Die Arbeit am Konzert gestaltete sich "echt schwierig und deshalb befriedigend. Tatsache ist, dass es aus guter Musik bestehen und dennoch die Zurschaustellung des Soloinstruments im besten Licht berücksichtigen muss, das heißt: inhaltsreich, populär und brillant, ohne oberflächlich zu sein. Das sind Widersprüche, die in einer höheren Einheit münden und aufgehen können und müssen."
Und das blaue Auge? Statt die traditionelle dreisätzige Form zu übernehmen, die seit Mozarts Zeit die Gattung beherrscht hatte, besann sich Nielsen auf die barocke Sonata da chiesa. So gliedert sich das Konzert in zwei Sätze mit einer jeweils langsamen Einleitung und einen schnellen Satz. Kein Zufall, dass die Solovioline am Anfang des II. Teils B-A-C-H zitiert. Kein klassisch "klassisches", auch kein "(spät)romantisches" Werk.
Vor dem geistigen Auge ein einzelner Ton
"Harmonium" wurde 1981 vom San Francisco Symphony Orchestra für die erste Saison in der Davies Symphony Hall in Auftrag gegeben. Der Dirigent Edo de Waart wünschte sich eine Chorsymphonie ohne Gesangssolisten. Am Anfang von "Harmonium" stand, schreibt John Adams, ein einfaches, vollkommen geformtes geistiges Bild: ein einzelner Ton, der aus einem weiten, leeren Raum auftaucht und sich sanft entfaltend zu einem pulsierenden Klanggewebe entwickelt. Diese "Schöpfungsszene" sollte den Beginn des Werks bilden. Etwa zur selben Zeit stieß er auf "ein rätselhaftes Gedicht mit dem unwiderstehlichen Titel `Negative Love`" des englischen Dichters John Donne und auf zwei Gedichte der Amerikanerin Emily Dickinson. Von den drei Gedichten versprach sich Adams eine perfekte Einheit von Form und Inhalt.
"Negative Love" ist eine Reflexion über Liebe, "Because I Could Not Stop for Death" eine Abfolge statischer Bilder über den Stillstand der Zeit. "Wild Nights" vereint die beiden Themen mit einer "Intensität, die zugleich gewalttätig, sexuell und voller Sehnsucht nach dem Vergessen ist". So etwas wie "apollinische Gelassenheit der Selbstverwirklichung" habe Dickinson nicht angestrebt, "ihr Eden ist das Meer, der universelle Archetyp des Unbewussten, ein immenser, nächtlicher Ozean der Gefühle, in dem der langsame, ächzende Leichenwagen des früheren Gedichts nun dem sanften, leichten Rudern des letzten Bildes weicht." Obwohl "Harmonium" nicht aus Melodik, sondern aus einem "kontinuierlichen harmonischen und rhythmischen Fluss" entstanden ist, so ist "Melodik keineswegs abwesend oder unbedeutend."
Service
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Sendereihe
Gestaltung
Playlist
Komponist/Komponistin: Carl Nielsen / 1865-1931
Titel: Konzert für Violine und Orchester op.33 (FS 61)
* Praeludium. Largo - 1.Satz 1.Teil
* Allegro cavalleresco - 1.Satz 2.Teil
* Poco adagio - 2.Satz 1.Teil
* Rondo. Allegretto scherzando - 2.Satz 2.Teil
Violinkonzert
Solist/Solistin: Johan Dalene /Violine
Orchester: Bergen Philharmonic Orchestra
Leitung: Edward Gardner
Länge: 35:07 min
Label: EBU
Komponist/Komponistin: John Adams/*1947
Textdichter/Textdichterin, Textquelle: John Donne/1572 - 1631
Textdichter/Textdichterin, Textquelle: Emily Dickinson/1830 - 1886
Titel: HARMONIUM - für Chor und Orchester
Titel: 1. Negative Love or The Nothing (John Donne)
Textanfang: I never stoop'd so low
Titel: 2. Because I Could Not Stop for Death (Emily Dickinson)
Titel: 3. Wild Nights (Emily Dickinson)
Chor: Bergen Philharmonic Choir
Orchester: Bergen Philharmonic Orchestra
Orchester: Edward Gardner
Länge: 34:55 min
Label: EBU
Komponist/Komponistin: Jean Sibelius/1865 - 1957
Titel: Rakastava op.14 - Suite für Streichorchester und Schlagzeug
* Der Weg der Geliebten - Nr.2
* Gute Nacht, meine Geliebte - Lebwohl - Nr.3
Orchester: Bergen Philharmonic Orchestra
Orchester: John Storgards
Länge: 07:11 min
Label: EBU