Ö1 Kunstsonntag: Zeit-Ton extended

Quatuor Diotima spielt Furrer bei Wien modern (1/3)

Das Streichquartett Nr. 1 von Beat Furrer. Präsentation: Marie-Therese Rudolph

Wien Modern 2021 widmete Beat Furrer, einem der bedeutendsten lebenden Komponisten, einen Schwerpunkt - mit drei Uraufführungen, zwei österreichischen Erstaufführungen, sämtlichen Streichquartetten und zwei Abenden als Dirigent. Pandemiebedingt konnten nicht alle geplanten Konzerte im Jahr 2021 umgesetzt werden, ein Teil wurde auf 2022 verschoben. "Zeit-Ton" greift die Idee der Präsentation aller vier Streichquartette als individueller "Konzertsaal im Wohnzimmer" auf und führt die beiden Wien Modern-Jahrgänge in drei Sendungen zusammen.

Als Interpret dieser herausfordernden Stücke war das Pariser Quatuor Diotima im Wiener Konzerthaus und im Musikverein zu Gast und setzte damit seine Reihe an Gesamtaufführungen - zuletzt Schönbergs Quartette vor fünf Jahren - fort. Das Ensemble, 1996 von Absolventen des Conservatoire National Supérieur de Musique de Paris gegründet, zählt zu den weltweit gefragtesten Formationen zeitgenössischer Musik und hat mit vielen Komponistinnen und Komponisten unserer Zeit zusammengearbeitet.

Die Entstehungszeit der Streichquartette Beat Furrers erstreckt sich von 1984 bis heute. Anhand dieser exemplarischen Stücke lässt sich seine kompositorische Entwicklung in der konzentrierten Dichte des Quartetts kursorisch ableiten: Im ersten Streichquartett setzt Furrer streckenweise die freie Mobileform ein, die die Musiker:innen zu Mitgestalter:innen im Ablauf und der Reihenfolge von bestimmten Passagen macht, eine Technik, die Furrers prägender Lehrer Roman Haubenstock-Ramati entwickelt hat. Im zweiten kommt dem Geräusch eine immer größer werdende Bedeutung zu. Im dritten, dem längsten mit knapp 50 Minuten, lässt er sich auf die Struktur der Klänge ein und lässt daraus die Komposition erwachsen. Und schließlich die knapp zwanzigminütige Uraufführung, in der Furrer nach neuen Formen der melodischen Gestaltung sucht.

Allen vier Streichquartetten ist gemeinsam, so Andreas Karl im Wien Modern-Katalog, "dass sie teils radikaler als in anderen Stücken, formale Prinzipien erproben und formulieren, die Furrer über mehrere Jahre hinweg beschäftigten. Gerade wegen der klanglichen Homogenität und Vertrautheit der Streichquartettformation und ihrer Klänge gelingt es Furrer dort, diese Prinzipien in ausgesprochener Klarheit zu formulieren".

Beat Furrer, 1954 in der Schweiz geboren, lebt und wirkt seit seinem Studium in Österreich. Er ist Mitbegründer des Klangforum Wien, das er viele Jahre geleitet hat, und ist seit 1991 Professor für Komposition an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst Graz. Gemeinsam mit Ernst Kovacic gründete er in Graz die internationale Ensemble- und Komponistenakademie für zeitgenössische Musik impuls. Mehrfach ausgezeichnet, erhielt Beat Furrer 2014 den Großen Österreichischen Staatspreis für Musik und zuletzt 2018 den Ernst von Siemens Musikpreis.

Service

Wien modern
Quatuor Diotima
oe1.ORF.at - Diotima spielt Furrer 2
oe1.ORF.at - Diotima spielt Furrer 3

Sendereihe

Gestaltung

  • Marie-Therese Rudolph

Playlist

Komponist/Komponistin: Beat Furrer (* 1954)
Titel: Streichquartett Nr. 1 (1984)
Ausführende: Quatuor Diotima
Ausführende: Yun-Peng Zhao (Violine)
Ausführende: Léo Marillier (Violine)
Ausführende: Franck Chevalier (Viola)
Ausführende: Pierre Morlet Vi(oloncello)
Länge: 17:32 min
Label: Universal Edition

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