Marko Dinic - APA/BARBARA GINDL
Punkt eins
Facetten des Fremdseins
Vom Ankommen und Nicht-Ankommen. Gäste: Marko Dinic, Schriftsteller, Autor & Melike Durmaz, Lehrerin, Mittelschule Campus Wien-West. Moderation: Alexander Musik. Anrufe 0800 22 69 79 | punkteins(at)orf.at
16. Dezember 2022, 13:00
Flüchtlinge im Erstaufnahmezentrum Traiskirchen sind im engen Wortsinn in Österreich angekommen und doch weit entfernt. Andere Migrant:innen mögen schon Jahrzehnte in Österreich leben und fühlen sich noch immer nicht angekommen. Und wieder andere - wiewohl geborene und gelernte Österreicher:innen - haben womöglich auch Fremdheitsgefühle: gegenüber der eigenen Familie, der Stadt, in der sie leben, der Firma, in der sie arbeiten, der Mentalität des Lebenspartners.
"Als Kind habe ich den Westen gehasst", bekannte der Schriftsteller Marko Dinic vor drei Jahren als Gast in der Sendereihe Punkt eins. Dinic, Jahrgang 1988, ist in Wien geboren, seine Kindheit und Jugend verbrachte er in Belgrad - und wurde entsprechend sozialisiert. Belgrad und den serbischen Nationalismus verließ er im Zorn, nach seinem Studium in Salzburg lebt Dinic heute wieder in Wien. Vor drei Jahren erschien sein Debütroman "Die guten Tage" (Zsolnay), in denen der Autor auf Spurensuche geht und auf drastische Weise beschreibt, was er auf den langen Touren im "Gastarbeiterbus" zwischen Wien und Belgrad alles erlebt. Und er fühlt den Abstand zwischen den Serben, die oft allzu bereit sind, ihr trotziges Opfer-Narrativ zu pflegen, und seinem eigenen Erleben immer größer werden.
Und heute? Ist Marko Dinic im Westen angekommen? Und was heißt das überhaupt: angekommen sein?
"Die Satellitenschüssel als verlängerter Arm der Propaganda des Herkunftslandes ist keine Floskel", schreibt Marko Dinic unlängst in einem Kommentar in der Tageszeitung Der Standard, "bedenkt man, welches Gift beispielsweise im serbischen Fernsehprogramm tagtäglich der eigenen Bevölkerung im In- und Ausland in gar nicht einmal so kleinen Dosen verabreicht wird." Satellitenschüsseln als Ankommens-Verhinderer, nicht nur in serbischen Wiener Haushalten.
Was gehört zum Ankommen dazu? Wie spürt man, angekommen zu sein? Oder muss man sich das Ankommen jeden Tag neu erarbeiten?
Zu Gast bei Alexander Musik sind der Schriftsteller Marko Dinic und die Lehrerin mit türkisch-kasachischem Hintergrund Melike Durmaz. Sie arbeitet an der Mittelschule Campus Wien-West.
Wie immer sind Sie eingeladen, sich an der Sendung zu beteiligen. Kostenlos aus ganz Österreich können Sie uns unter 0800 22 69 79 erreichen; oder Sie schreiben uns ein Mail an punkteins(at)orf.at
Sendereihe
Gestaltung
- Alexander Musik
Playlist
Urheber/Urheberin: Victor Feldman
Titel: Serpent´s Tooth; zT unterlegt
Ausführender/Ausführende: Victor Feldman, Stan Levey & Scott LaFaro
Länge: 03:25 min
Label: Contemporary Records
Urheber/Urheberin: Victor Feldman
Titel: Minor Lament; zT unterlegt
Ausführender/Ausführende: Victor Feldman, Stan Levey & Scott LaFaro
Länge: 04:01 min
Label: Contemporary Records
Urheber/Urheberin: Victor Feldman
Titel: There Is No Greater Loce; zT unterlegt
Ausführender/Ausführende: Victor Feldman, Stan Levey & Scott LaFaro
Länge: 04:24 min
Label: Contemporary Records