Die Klaviere der Nannette Streicher

9. Jänner 2023, 11:30

Werke von Beethoven, Hummel, Schubert und Nannette Streicher selbst sind auf dieser bei Gramola neu erschienenen CD mit beeindruckenden ‚Klang-Mutationen' zu hören. Der 1813 gebaute Streicher-Hammerflügel bietet nämlich mit seinen 4 Pedalen reizvolle Klangvarianten, darunter ein "Fagottzug", der dem Klavierklang einen nasal-schnarrenden Charakter verleiht, ähnlich dem Klang eines Fagotts der Zeit. Sie wurden damals schon bewundert, die Klaviere aus der Werkstatt der Nannette Streicher, die "an Ebenmaß der Töne, Reinheit, Schwebung, Anmut und Sanftheit" unerreicht seien.

Nannette Streicher, geborene Stein, war die Tochter des Augsburger Klavierbauers Johann Andreas Stein, dessen Klaviere großes Ansehen genossen und der seine Tochter bereits als kleines Kind mit den Stein'schen Instrumenten auftreten ließ. Mozart hörte die achtjährige Nannette Klavierspielen, war aber nur mäßig beeindruckt. Er konnte ja nicht wissen, dass dieses junge Mädchen einmal als Klavierbauerin erfolgreich und maßgeblich für die Entwicklung der Klaviertechnik des frühen 19. Jahrhunderts sein würde. Mit ihrem Mann, dem Pianisten und Klavierpädagogen Johann Andreas Streicher, übersiedelte sie 1794 nach Wien, ebenso ihre Werkstatt, die sie mit ihrem Bruder als Klavierbaufirma der "Geschwister Stein" betrieb. In Wien pflegte sie Kontakte zu Haydn, Beethoven und vielen Pianisten der Zeit, die im eigenen Konzertsaal des Ehepaars Streicher auftraten. Nachhaltigen Eindruck hinterließ das Ehepaar Streicher aber durch die Instrumente von Nannette, die nach der geschäftlichen Trennung von ihrem Bruder schließlich eine eigene Werkstatt unter dem Firmennamen "Nannette Streicher neé Stein" betrieb.

Service

Aktuelle Aufnahme:
CD: Der Hammerflügel der Nannette Streicher. Mit: Ines Schüttengruber (Klavier)
Werke von Beethoven, Hummel, Schubert u.a.
Kunsthistorisches Museum Wien, Gramola 2022

Sendereihe

• Des Cis

Gestaltung

• Hans Georg Nicklaus