Aktivisten der "Letzten Generation"

APA/FLORIAN WIESER

Praxis - Religion und Gesellschaft

Klimaproteste und ihre rote Linie

"Letzte Generation" - Mit zivilem Ungehorsam gegen die Klimakrise +++ "Nein, so nicht" - Wie weit Protest gehen darf +++ Ukraine-Krieg - Im Dickicht orthodoxer Kirchen

1. "Letzte Generation" - Mit zivilem Ungehorsam gegen die Klimakrise

Sie bezeichnen sich als "Letzte Generation", die Aktionen des Bündnisses von Klima- und Umweltschutzaktivist:innen aus Deutschland und Österreich sind radikal: vom sogenannten Dumpstern über das Beschütten von Kunstwerken bis hin zu Verkehrsblockaden durch das Festkleben an Straßenkreuzungen. Eine Woche lang haben die Aktivistinnen und Aktivisten der Bewegung nun in Wien gegen die Klimapolitik der Bundesregierung demonstriert. Schon am zweiten Tag ihrer Aktionswoche haben sie massive Unterstützung von Seiten der Wissenschaft erfahren. Rund 50 namhafte österreichische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, darunter zum Beispiel der "Wissenschaftler des Jahres 2022", Franz Essl, sind zusammen mit der "Letzten Generation" auf die Straße gegangen, um sich mit der Bewegung und ihren Forderungen zu solidarisieren. Auch von kirchlicher Seite bekommt die Bewegung nun immer öfter Zuspruch und Unterstützung. Für "Praxis" ist Konstantin Obermayr der Frage nachgegangen, wie Religion und ziviler Ungehorsam zusammenpassen.


2. "Nein, so nicht" - Wie weit Protest gehen darf

Protest kennt viele Formen: vom empörten Leserbrief bis hin zu den Aktionen der Klimabewegung der "Letzten Generation". Doch an der Frage, wie weit Protest gehen darf, scheiden sich die Geister. Wenn gelindere Methoden wie Appelle an Regierungen ins Leere laufen, dürfe man zu härteren Mitteln greifen, meint der katholische Theologe und Sozialethiker Kurt Remele von der Karl Franzens-Universität Graz, allein: gewaltlos müssen die Proteste bleiben und alle anderen Mittel ausgeschöpft sein. Ähnlich argumentiert der Klima-Politologe Reinhard Steurer von der BOKU Wien: Die Proteste der "Letzten Generation" seien eine berechtigte Eskalation, weil bisherige Appelle nichts gebracht hätten. Die Innsbrucker Rechtsphilosophin Marie-Luisa Frick hingegen meint, die Demonstrant:innen bewegten sich in einem Graubereich. Ob die Aktionen legitim seien oder nicht, ließe sich nicht mehr eindeutig sagen. Lisa Ganglbaur hat für "Praxis" nachgefragt wie radikal Formen des Protestes sein dürfen.


3. Ukraine-Krieg - Im Dickicht orthodoxer Kirchen

Der Krieg Russlands gegen die Ukraine hat auch eine kirchliche Dimension. Schon seit 2014 spielt sie eine Rolle, damals hat Russland die Halbinsel Krim annektiert und seither verstärkt die pro-russischen Rebellen in der Ostukraine unterstützt. Der russische Großangriff auf die Ukraine am 24. Februar des Vorjahres hat sowohl Auswirkungen als auch Einflüsse der orthodoxen Kirchen auf den Krieg noch verschärft: Einerseits steigt die Zahl der zerstörten Kirchen und Klöster; anderseits werden pro-ukrainische Kirchen auf russisch-besetztem Territorium unterdrückt und verfolgt. Doch auch Kiew hat seinen Kampf gegen den tatsächlichen oder vermeintlichen Einfluss Russlands auf das religiöse Leben der Ukraine massiv verstärkt. Hauptziel ist die ukrainisch-orthodoxe Kirche, die sich erst im Mai vergangenen Jahres weitgehend von russischem Einfluss losgesagt hat. Die politische Führung der Ukraine zweifelt daran, dass diese Abkehr bereits als Bruch mit Moskau zu werten ist. Die ukrainisch-orthodoxe Kirche steht somit massiv unter politischem Druck, im Raum steht sogar ein mögliches Verbot. Bereits verloren hat diese Kirche den Zugriff auf die Hauptkirche des Kiewer Höhlenklosters, die Mariä-Entschlafens-Kathedrale: Der Staat hat den abgelaufenen Mietvertrag nicht verlängert. Über den Kirchenkonflikt berichtet aus Kiew ORF-Ukraine-Korrespondent Christian Wehrschütz.

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