Israel, Antisemitismus und Erinnerungskultur

7. März 2023, 13:00

"Es geht um Schlüsselfragen, die mitten ins Herz moderner Gesellschaften treffen", schreibt der israelische Soziologe Natan Sznaider in seinem aktuellen Werk "Fluchtpunkte der Erinnerung. Über die Gegenwart von Holocaust und Kolonialismus". In dem 2022 erschienenen Buch analysiert Natan Sznaider eine vielschichtige Debatte, die sich mit verschiedenen Perspektiven auf die Verbrechen der Vergangenheit auseinandersetzt und die Gemüter erregt.

In dem so genannten Historikerstreit 2.0, der 2020 im deutschen Feuilleton entbrannt ist, geht es um die Frage, ob der Holocaust und der Kolonialismus gleichgesetzt werden können. Die Erweiterung der Erinnerungspolitik um einen außereuropäischen Blickwinkel und migrantischen Erfahrungshorizonte bringt die Verbrechen der Kolonialgeschichte in das öffentliche Bewusstsein. Für Natan Sznaider läuft die Debatte auf die folgende Frage hinaus: "Ist es der Holocaust oder sind es die kolonialistischen Verbrechen, die den Archetypus für die größten Verbrechen der Menschheitsgeschichte darstellen?"

Natan Sznaider ist Professor emeritus für Soziologie an der Akademischen Hochschule von Tel Aviv. Er wurde in Deutschland geboren und ist im Alter von 20 Jahren nach Israel ausgewandert. Derzeit ist er Senior Fellow am Internationalen Forschungszentrum Kulturwissenschaften der Kunstuniversität Linz in Wien

Natasa Konopitzky spricht mit Natan Sznaider über die Bedeutung der Erinnerungspolitik für aktuelle Debatten über Antisemitismus und über Israel in und außerhalb von Europa. Sie können unter 0800 22 69 79 mitreden oder ein E-Mail an punkteins(at)orf.at schreiben

Service

Natan Sznaider: Fluchtpunkte der Erinnerung. Über die Gegenwart von Holocaust und Kolonialismus, München 2022

IFK-Vortrag Natan Snaider am 20. März 2023
Der Besuch der jüdischen Dame. Hannah Arendt in Hamburg

Sendereihe

• Punkt eins

Gestaltung

• Natasa Konopitzky