Aufgeplusteter Auerhahn

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Radiokolleg

Vom Balzen, Tarnen und Täuschen

Die Sprache der Tiere (3)

Tiere sind wahre Meister der Gebärdensprache: sie setzen Mimik, Gestik und auch die Verstellung ein, um sich gegen potentielle Feinde zu behaupten oder bei der Paarung einen Vorteil zu erzielen. Ist Gefahr in Verzug, und nähert sich ein Fressfeind oder ein Rivale, haben fast alle Tiere denselben Mechanismus entwickelt: sie machen sich größer und aggressiver als sie sind. Zu derartigen Techniken gehören: Aufrichten, Fell- oder Gefiedersträuben (Aufplustern) oder das demonstrative Vorzeigen der artspezifischen Waffen wie Hörner oder Eckzähne. Aber auch die Inszenierung und der Bluff spielen bei der mimetischen Sprache eine Rolle: So haben etwa viele Schmetterlingsarten runde Flecken auf den Flügeln, die wie aufgerissene Augen aussehen. Dadurch können Schmetterlinge räuberische Tiere für einen kurzen Moment verwirren, um rechtzeitig die Flucht zu ergreifen. Und auch Farben werden im Tierreich als abschreckende Warnsignale eingesetzt: So signalisiert der Monarchfalter (Danaus plexippus) mit seinen schwarz-orangen Flügeln etwa, dass er ungenießbar und sogar giftig ist; er hat nämlich als Raupe Seidenpflanzengewächse gefressen und damit giftige Cardenolide aufgenommen. Bienen und Wespen hingegen signalisieren mit schwarzgelben Streifen, dass sie gefährlich sind. Der Tintenfisch versprüht sogar den grauschwarzen Farbstoff Sepia als Wehrsekret, um seinen Feinden die Sicht zu vernebeln.
Aber auch der Tanz spielt bei der Kommunikation im Tierreich, vor allem bei der Balz eine wichtige Rolle: aufgrund des enormen sexuellen Selektionsdrucks vollführen etwa die Männchen der Vogelart der Gelbhosenpipra wahre Tanzeinlagen auf Ästen auf, um ihre potentiellen Partnerinnen zu beeindrucken.

Service

Kostenfreie Podcasts:
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Angela Stöger: Von singenden Mäusen und quietschenden Elefanten: Wie Tiere kommunizieren und was wir lernen, wenn wir ihnen wirklich zuhören.
Brandstätter Verlag, 2021; 224 Seiten

Ralph Müller (Autor), Armin Hofmann (Fotograf): Die geheime Sprache der Vögel: Den Vögeln lauschen, sich berühren lassen, von ihnen lernen.
AT Verlag, 2010; 256 Seiten

Thomas Bugnyar: Raben: Das Geheimnis ihrer erstaunlichen Intelligenz und sozialen Fähigkeiten.
Brandstätter Verlag, 2022; 224 Seiten

Tom Mustill (Autor), Christel Dormagen (Übersetzer): Die Sprache der Wale: Eine Reise in die Welt der Tierkommunikation.
Rowohlt Buchverlag, 2023; 400 Seiten

Francesca Buoninconti (Autorin), Karin Fleischanderl (Übersetzerin): Tierisch laut: Die wundersame Welt der Kommunikation im Tierreich.
Folio-Verlag, 2022; 380 Seiten

Bernhard Weßling: Der Ruf der Kraniche: Expeditionen in eine geheimnisvolle Welt.
Goldmann Verlag, 2020; 416 Seiten


Ausstellung Kommunikation im Tierreich

"Heraus mit der Sprache! Wie Tiere & Pflanzen kommunizieren" im "Haus für Natur" in St. Pölten.
Die neue Sonderausstellung "Heraus mit der Sprache! Wie Tiere & Pflanzen kommunizieren" im "Haus für Natur" in St. Pölten läuft von 18. März bis 11. Februar 2024 und bietet auch interessante Einblicke in die neueste Forschung zum Thema.

Sendereihe

Gestaltung

  • Johannes Gelich