Tänzerinnen während des Nouruz-Festes

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Gedanken für den Tag

Aida Loos und das Geizhals-Schmankerl

Die persischstämmige österreichische Schauspielerin und Kabarettistin feiert Nouruz, das vermutlich älteste Fest der Welt

Die Münze, also "Sekeh", ist ebenso Teil unseres "Haft-sin" und steht für den Wohlstand.

Geld war für mich immer schon ein Mittel zum Zweck. Ein bisschen so wie Besteck. Ich brauche es, aber ich zähl es nicht. Nichts auf der Welt liegt mir ferner als Geiz. Ganz einfach, weil ich neue Dinge liebe. Geiz ist für mich nicht nur das Gegenteil von Großzügigkeit, sondern auch von Empathie. Wer großzügig ist, der ist das nicht nur im finanziellen Sinne, sondern geht auch nicht sparsam mit seinen Gefühlen um.

In meiner Familie ist geizig sein eine Unart. Es ist fast peinlich. Und als Jugendliche brachten meine Schwestern und ich uns gegenseitig zum Lachen mit Geizhals-Geschichten, die wir erlebt hatten. Ich triumphierte oft, wenn meine beste Freundin, bei der ich oft übernachtete, eine geizige Mutter hatte, die mich obendrein nicht besonders mochte.

Einmal war ich abends vorm Schlafen bei ihr duschen und keine fünf Minuten später klopfte es an die Kinderzimmertür, wo wir gerade eine DVD schauten. Die Mutter fragte: "Ich habe ein Büschel schwarze Haare im Bad gefunden. Wem gehört denn das?" Die Frage an sich war schon lächerlich, da sowohl meine Freundin als auch ihre Mutter platinblondes Haar hatten. Ich sprang also auf und begab mich auf die Suche nach einem Büschel Haare im Bad. Ich schämte mich für meine Nachlässigkeit, weil es ja einen Grund gab, mich noch weniger zu mögen. Ich suchte das ganze Bad nach dem schwarzen Büschel ab und konnte es beim besten Willen nicht finden. Ich zweifelte an meinem Augenlicht.

Nach einer halben Stunde war ich mir sicher, vom permanenten Starren auf die weiße Badewanne, schneeblind geworden zu sein, obwohl mir da der Erfahrungswert fehlte. Und kurz bevor ich aufgab untersuchte ich noch einmal den Abfluss und wurde fündig: Ich zog ein einziges schwarzes Haar heraus.

Am Morgen darauf gab diese Mutter ihrer Tochter eine Mozartkugel in die Hand, obwohl meine Freundin Mozartkugeln hasste. Jeder wusste das, nur ihre eigene Mutter nicht. Als meine Freundin die Mozartkugel ablehnte, sagte die Mutter: "Na, dann gib sie halt irgendeiner Freundin." Ich aber saß genau daneben und konnte es kaum erwarten, nach der Schule meinen Schwestern diese "Geizhals-Schmankerln" zu erzählen. Wir lachten Tränen.

Service

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Henry Dixon Cowell 1897 - 1965
Titel: Persian Set - für Kammerorchester
* Allegretto - 2.Satz (00:03:46)
Orchester: Manhattan Chamber Orchestra
Leitung: Richard Auldon Clark
Länge: 03:46 min
Label: Koch International Classics 372202 H1

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