Kopfsteinpflaster

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Vom Leben der Natur

Landschaft unter der Stadt (2)

Verbaute Flächen, verschwundene Bäche.
Der Gewässerökologe Severin Hohensinner erforscht die Landschaft, die einst unter der heutigen Großstadt Wien lag.
Teil 2: Ein Blick zurück in die Römerzeit

Wien liegt am Schnittpunkt von drei europäischen Großlandschaften. Zwischen Wienerwald und Donauau findet sich eine große Vielfalt an Landschaftstypen.
Auf den Straßen und zwischen den Gebäuden lässt sich davon kaum mehr etwas erkennen. Severin Hohensinner erforscht seit Jahren die Landschaft, die einst unter der heutigen Stadt lag. Als Flussmorphologe stehen für ihn dabei die Gewässer im Mittelpunkt. Die historische Entwicklung von Bächen und Flüssen lässt sich durch geologische und bodenkundliche Untersuchungen nachvollziehen. Gleichzeitig waren die Wasserläufe auch Kristallisationspunkte für die menschliche Besiedelung.
Wo sie zu weit entfernt waren und keine Brunnen gegraben werden konnten, gab es lange Zeit keine Wohnstätten.

Gerade im Wiener Raum waren mit dem Wasser auch große Gefahren verbunden. Die Flusslandschaft der Donau war ständigen Veränderungen unterworfen. Dörfer und Ansiedlungen mussten im wieder aufgegeben werden, wenn sich der Strom einen neuen Weg bahnte. Doch selbst am Wienfluss kam es regelmäßig zu verheerenden Hochwässern, die immense Schäden anrichteten.

Seit Jahrtausenden haben die Menschen versucht, die heutige Stadtlandschaft nach ihren Vorstellungen zu verändern. Wirklich massiv wurden diese Eingriffe mit dem Beginn der Industrialisierung. Die großen Gewässer wurden gezähmt, die kleineren verschwanden unter neuen, breiteren Straßen. Und mit der Hochquellwasserleitung konnten auch jene Gebiete bebaut werden, die ehemals zu trocken waren.
Angesichts des Klimawandels rücken die verschwundenen Landschaftselemente erneut in den Fokus. Oft spielt dabei ein romantisierender Blick auf die Vergangenheit eine wichtige Rolle. Severin Hohensinner vom Institut für Hydrobiologie und Gewässermanagement der BOKU plädiert dafür, die natürlichen Rahmenbedingungen nicht aus den Augen zu verlieren. Die Wiederwaldbäche etwa fallen in den heißen Sommermonaten regelmäßig trocken. Selbst wenn sie wieder an der Oberfläche fließen würden, brächten sie der überhitzten Stadt zeitweise keine Abkühlung.

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GESPRÄCHSPARTNER:
DI Dr. Severin Hohensinner
Universität für Bodenkultur Wien
Institut für Hydrobiologie und Gewässermanagement

Sendereihe

Gestaltung

  • Thomas Thaler