Osterputz - außen und innen

6. April 2023, 06:56

Verschmierte Brillengläser müssen gereinigt werden, ein permanenter Kampf um guten Durchblick.

Ich weiß, wovon ich spreche. Ebenso brauchen die Fensterscheiben unserer Wohnungen eine regelmäßige Reinigung. Auch wenn nicht große Dreckpatzen zu entfernen sind, Feinstaub haftet an den Gläsern. Der Blick auf die Umgebung ist trüb. Ähnliches passiert in uns: Der aggressive Feinstaub von Lieblosigkeiten, Enttäuschungen und Missmut legt sich auf unser Herz - auch wenn es nur eine feine Staubschicht ist. Zeit für einen Osterputz - außen und innen?

Am Gründonnerstag steht bei der christlichen Abendmahlsfeier nicht nur das gebrochene Brot im Mittelpunkt. Ein weiteres berührendes Element ist die Fußwaschung. Jesus hat diesen Dienst des Haussklaven für seine Jünger selbst übernommen. In vielen Kirchen wird dieses Zeichen heute gesetzt - relativ gut verständlich: Um die Füße zu waschen, muss man sich vor dem Nächsten klein machen. Petrus war diese Aktion peinlich, aber Jesus klärt ihn auf und sagt: "Wenn ich dich nicht wasche, hast du keine Gemeinschaft mit mir". Es geht also nicht nur um eine äußere Reinheit.

In allen Religionen gibt es rituelle Reinigungen und Waschungen. Wozu? Um wieder eine "reine Weste" zu haben, den alten Dreck zu entfernen? Ja, aber das wirkliche Ziel ist eine erneuerte Beziehung.

Sünde ist das Gegenteil, nämlich jede Form liebloser Entzweiung und Absonderung. Ob beim Fensterputz oder durch die Reinigung der inneren Filter: Durch Versöhnung entsteht ein neues Gefühl füreinander, menschliche Verbundenheit. Ein versöhnter Mensch sieht seine Nächsten in einem neuen Licht - und wird selbst licht-voller, schöner, wie es Jean Paul ausgedrückt hat: "Nie ist ein Mensch so schön, als wenn er um Verzeihung bittet und selbst verzeiht."

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• Gedanken für den Tag

Gestaltung

• Alexandra Mantler