Gottes Zorn und Bruckners Klangkathedrale

10. April 2023, 11:43

Mit einer Gegenüberstellung zweier klanggewaltiger Kompositionen von Sofia Gubaidulina und Anton Bruckner war das Gewandhausorchester Leipzig kürzlich im Rahmen seiner Residenz bei den Osterfestspielen Salzburg zu erleben. Eine in Werk und Leben tief verwurzelte Religiosität vereint die 91jährige russisch-deutsche Grande Dame der Neuen Musik und den oberösterreichischen Spätromantiker. Knapp 150 Jahre trennen ihre beiden monumental besetzten Orchesterwerke, die Anfang April unter der Leitung von Gewandhauskapellmeister Andris Nelsons im Großen Festspielhaus in Salzburg erklangen.

Den Anfang macht Gubaidulinas im Lockdown 2020 uraufgeführte Orchesterkomposition "Der Zorn Gottes", die damit nach mehreren Verschiebungen endlich auch bei den Osterfestspielen Salzburg - sie hatten den Kompositionsauftrag ursprünglich vergeben - zur Aufführung gelangt. Wie eine apokalyptische Vision mutet die Klang gewordene göttliche Brandrede an, in der sich die ganze Erfahrung Gubaidulinas zeigt. Anschließend steht Anton Bruckners siebente Symphonie auf dem Programm, jenes Werk mit dem ihm 1884 - mit über 60 Jahren! - der späte Durchbruch als Komponist gelang. Nicht von ungefähr werden Bruckners Symphonien in ihrer ausladenden Erhabenheit gern mit der himmelwärts strebenden Architektur gotischer Kathedralen verglichen. Und so bleibt zu hoffen, dass die "Siebente" mit ihren an die Ewigkeit gemahnenden Spannungsbögen und dem strahlenden Finale nach dem göttlichen Zorn etwas Trost zu spenden vermag.

(Sarah Schulmeister)

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Sendereihe

• Matinee - Teil 2

Gestaltung

• Gerti Mittermeyer

Übersicht

• 5.1 Dolby Digital