Warum Demokratie keine Diktatur der Mehrheit ist

12. April 2023, 09:30

Hans Kelsen war zeitlebens ein Verfechter der Demokratie als bestmögliche politische Organisationsform, die die Freiheit des Einzelnen am ehesten zu sichern im Stande ist. Aufgewachsen in der österreichisch-ungarischen Monarchie, beruflich groß geworden in der 1. Republik und vertrieben durch die faschistische Diktatur der Nationalsozialisten hat seine Vorliebe für die Demokratie sicherlich auch biografische Wurzeln. Seine intensive theoretische Beschäftigung mit dem Thema begann er bereits in den 1920er Jahren - in Auseinandersetzung mit der sowjet-kommunistischen und später mit der faschistischen Ideologie. Eines der zentralen Themen in Kelsens Demokratietheorie ist dabei der Minderheitenschutz, denn, so Kelsen, Demokratie sei eben keine Diktatur der Mehrheit: "Die für die Demokratie so charakteristische Herrschaft der Majorität unterscheidet sich von jeder anderen Herrschaft dadurch, dass sie eine Opposition - die Minorität - ihrem innersten Wesen nach nicht nur begrifflich voraussetzt, sondern auch politisch anerkennt und in den Grund- und Freiheitsrechten, im Prinzip der Proportionalität schützt".

Service

Radiokolleg-Podcast

Hans Kelsen. Werke. Hg. v. Matthias Jestaedt. Mohr Siebeck, Tübingen 2007ff.
--. Reine Rechtslehre. Studienausgabe der 2. Auflage 1960. Hg. v. Matthias Jestaedt. Mohr Siebeck, Tübingen 2017.
--. Verteidigung der Demokratie. Abhandlungen zur Demokratietheorie. Hg. v. Matthias Jestaedt u. Oliver Lepsius. Mohr Siebeck, Tübingen 2006.
--. Vom Wesen und Wert der Demokratie. Reclam Verlag, Ditzingen 2018.
--. Was ist Gerechtigkeit? Reclam Verlag, Ditzingen 2016.
--. Peace through Law. University of North Carolina Press, Chapel Hill 1944.

Dreier, Horst. Hans Kelsen zur Einführung. Junius Verlag, Hamburg 2023.
Ehs, Tamara (Hg.). Hans Kelsen. Eine politikwissenschaftliche Einführung. Facultas, Wien 2009.
Fassbender, Bardo. "Friede durch Recht. Hans Kelsen und die Vereinten Nationen" in Rechts-Staat. Staat, internationale Gemeinschaft und Völkerrecht bei Hans Kelsen. Hg. v. Hauke Brunkhorst und Rüdiger Voigt. Nomos, Baden-Baden 2008, S. 126-147.
Gassner, Miriam. "Der Kreis um Hans Kelsen in Lateinamerika. Wie die Reine Rechtslehre Lateinamerika eroberte" in Beiträge zur Rechtsgeschichte Österreich, 2014, S. 64-83.
Pauer-Studer, Herlinde. "Kelsen's Legal Positivism and the Challenges of Nazi Law" in Yearbook Vienna Circle Institute 17, 2014, S. 223-240.
Plankensteiner, Pia. Gezeichnet, Hans Kelsen. Manz Verlag, Wien 2020
Schuett, Robert. Hans Kelsen's Political Realism. Edinburgh University Press, Edinburgh 2021.
Olechowski, Thomas. Hans Kelsen. Biographie eines Rechtswissenschaftlers. Mohr Siebeck, Tübingen 2020.

Die Schriftenreihe des Hans Kelsen-Instituts, insbesondere:
Band 33. Hans Kelsen anderswo. Der Einfluss der Reinen Rechtslehre auf die Rechtstheorie in verschiedenen Ländern, Teil III. Hrsg. von Robert Walter, Clemens Jabloner und Klaus Zeleny. Manzsche Verlags- und Universitätsbuchhandlung, Wien 2010
Band 36. Hans Kelsen: Die Aktualität eines großen Rechtswissenschafters und Soziologen des 20. Jahrhunderts. Hrsg. von Nikitas Alipranits und Thomas Olechowski. Manzsche Verlags- und Universitätsbuchhandlung, Wien 2014
Band 38. Das internationale Wirken Hans Kelsens. Hrsg. von Clemens Jabloner, Thomas Olechowski und Klaus Zeleny. Manzsche Verlags- und Universitätsbuchhandlung, Wien 2016
Band 40. Hans Kelsen in seiner Zeit. Hrsg. von Clemens Jabloner, Thomas Olechowski und Klaus Zeleny. Manzsche Verlags- und Universitätsbuchhandlung, Wien 2019

Zitate:
Hans Kelsen. "Autobiografie" in Werke Band 1.
--. Vom Wesen und Wert der Demokratie.
--. Verteidigung der Demokratie.
--. Peace through Law.

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• Sophie Menasse

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