Dorothee Sölle

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Gedanken für den Tag

Sölle über die Hoffnung

Maria Katharina Moser, Direktorin der Diakonie Österreich, zum 20. Todestag von Dorothee Sölle

"Meine Erfahrung lehrt mich, dass Menschen, die an irgendeinem Punkt ihres Lebens in Formen des Widerstands engagiert sind, den Luxus der Hoffnungslosigkeit überwunden haben." Das sagt eine, die ihr Leben lang widerständig war: Die große evangelische Theologin Dorothee Sölle.

Als sie Mitte der 1990er Jahre von dieser Erfahrung spricht, kann sie auf drei Jahrzehnte widerständiges Engagement zurückblicken: Gegen Vietnamkrieg und Atomwaffen, gegen Diktaturen in Lateinamerika und globalisierten Kapitalismus, gegen patriarchale Strukturen und eine Kultur des Gehorsams. Rund fünfzig Bücher hat Sölle bereits veröffentlicht, ihr - wie sie selbst sagt - größtes Werk "Mystik und Widerstand" erscheint 1997.

Ein lautes Nein zur Welt wie sie jetzt ist, spricht aus Dorothee Sölles Büchern und Vorträgen, Gebeten und Gedichten. In späteren Texten stellt sie dem Widerstand mehr und mehr die Hoffnung an die Seite. Von der nicaraguanischen Dichterin Gioconda Belli borgt sie den Gedanken, dass Hoffnungslosigkeit ein Luxus ist, den man sich nicht leisten kann, wenn man ums Überleben kämpft. Und dass es kleine Dinge sind, die man hofft. - Hoffnung ist konkret.

Es sind Geschichten vom Gelingen, die Hoffnung schenken. Heutige Geschichten und biblische Geschichten. "Jeder Mensch braucht einen Hoffnungsschrank, in dem wir die Erfahrungen von Befreiung sammeln", so Dorothee Sölle. "Jede Hoffnung braucht ein empirisches Bein. Die Hoffnung braucht aber auch ein Bein im Himmel. Wir können uns nicht vollständig von den Erfolgsaussichten unseres Tuns abhängig machen."

Dorothee Sölles "Widerstands-Denken" hat mich als junge Theologin aufgerüttelt. Und tut es immer noch. Kraft und Zuversicht aber schöpfe ich aus jenen Zeilen von Dorothee Sölle, aus denen die Hoffnung spricht. Das "Nein" des Widerstands braucht das "Ja" der Hoffnung.

Service

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Dave Brubeck
Album: REFLECTIONS
Titel: We will all remember Paul/instr.
Ausführende: Dave Brubeck Quartet
Ausführender/Ausführende: Dave Brubeck
Ausführender/Ausführende: Bill Smith
Ausführender/Ausführende: Chris Brubeck
Ausführender/Ausführende: Randy Jones
Länge: 05:06 min
Label: Concord CCD 4299

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