Malis Leben gelingt außerhalb der Norm

"Libellen im Winter" von Gudrun Seidenauer. Roman
Es liest Ulrike Erb

24. April 2023, 11:05

Am Ende - als Greisin im Wiener Altersheim - wirkt Mali zufrieden und im Einklang mit sich und der Welt. Sie hat immer noch ein Ohr für das Leiden anderer Frauen, das hatte sie schon als junge Frau. Nach Kriegsende ist sie Mutter eines vaterlosen Kleinkinds und nimmt Vera bei sich auf, die in Notwehr einen amerikanischen Soldaten erschlagen hat. Grete kommt hinzu, und die Freundschaft und die Solidarität der drei unterschiedlichen Frauen bleibt ein Fels in der Brandung. Malis Sohn wird später von seinen "drei Müttern" sprechen.

Die Salzburger Autorin Gudrun Seidenauer folgt in ihrem Roman "Libellen im Winter" untypischen weiblichen Lebensgeschichten des 20. Jahrhunderts. Sie erzählt von Frauen, die schon damals nicht an die Idylle und die Rollenverteilung in der Kleinfamilie geglaubt haben.

Gudrun Seidenauer wurde 1965 in Salzburg geboren, wo sie Deutsch, Kreatives Schreiben und Literatur unterrichtet. Sie veröffentlicht seit 1990 Prosa und Lyrik, darunter die Romane "Der Kunstmann" (2005), "Hausroman" (2012) und zuletzt "Was wir einander nicht erzählten" (2018).

Gestaltung: Karin Buttenhauser