Leistung muss sich lohnen

28. April 2023, 06:56

"Leistung muss sich wieder lohnen" lautet ein wieder oft gehörter Slogan. Aber welche Leistung? Ein Top-Manager eines börsenorientierten Unternehmens verdient in Österreich rund 130.000 Euro monatlich.

Wenn aber etwa eine Krankenschwester 1.800 Euro monatlich verdient - hat sie wirklich so viel weniger geleistet als der Top-Manager? Obwohl sie vielleicht täglich um das Leben und Überleben konkreter Menschen kämpft? Wieso gilt es nicht als unanständig, wenn ein Top-Manager 72-mal mehr verdient als eine Krankenschwester?

Und dann gibt es noch andere Branchen, die noch weniger Lohn bezahlen. Und es gibt tausende Alleinerzieherinnen, die oft komplexe Leben mehrerer Menschen top managen. Von denen zu viele von der Notstandshilfe leben müssen, die unter der Armutsschwelle liegt. Am Land finden diese oft keine entsprechenden Betreuungseinrichtungen für ihre Kinder, um in Teilzeit auch noch Erwerbsarbeit verrichten zu können.

"Leistung muss sich wieder lohnen." - dieser Satz wird Lügen gestraft, wenn trotz hohem Einsatz, Kompetenz, Engagement und auch mit Überstunden die Reallöhne von Arbeiterinnen und Angestellten in den letzten 20 Jahren kaum gestiegen sind, leistungsfreie Einkommen von Finanzgewinnen jedoch um 30 Prozent zugelegt haben. Von welcher Leistung reden wir da?

Der Fat Cat Day war 2022 der 9. Jänner. Als Fat Cat Day wird jener Tag bezeichnet, an dem in Österreich ein Top-Manager so viel verdient, wie eine Arbeitnehmerin durchschnittlich in einem Jahr. Zweitere müssen also das ganze Jahr arbeiten, um das zu verdienen, was ein Top-Manager in nur neun Tagen verdient hat. Welche Leistung ist das? Und wieso wird sie so eklatant unterschiedlich belohnt?

"Wir alle sitzen im gleichen Sturm," sagt der Sozialexperte Martin Schenk, "aber die Boote sind sehr unterschiedlich. Manche sitzen in Yachten, andere in einer Nussschale."

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