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Punkt eins
Gekrönte Häupter und nackte Oberkörper zu Pferd
Allmächtige und Diener des Staates: Über die Darstellung und Inszenierung von Herrschern und Herrschaft. Gäste: Dr. Friedrich Polleroß, Kunsthistoriker, Universität Wien & Dr. Leonhard Horowski, Sozial- und Adelshistoriker, Berlin. Moderation: Barbara Zeithammer. Anrufe 0800 22 69 79 | punkteins(at)orf.at
5. Mai 2023, 13:00
Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren, im Souvenirhandel rollt das Pfund, die Bilder gehen um die Welt - am Samstag wird aus dem britischen Monarchen Charles III. im Zuge der Krönungszeremonie ein "Gesalbter des Herrn" und man muss, betont der Berliner Sozial- und Adelshistoriker Leonhard Horowski in einem Essay, "absolut nicht Monarchist sein, um dies letzte Relikt einer untergegangenen Welt interessant zu finden".
Im Gegenteil: es ist aus vielerlei Gründen eine wunderbare Gelegenheit, die Darstellung von Herrschern, Herrschaft und Macht zu analysieren, die Europa über Jahrhunderte geprägt hat und ein jahrtausendealtes, facettenreiches politisches Instrument in den Mittelpunkt zu stellen, dessen Wirkung bis heute anhält: das Herrscherportrait.
Das hängt auch heute in Klassenzimmern, Amtsstuben und Rathäusern - wenn auch nicht mehr als Zeichen von Allmacht, Herrschaftsanspruch und Gleichsetzung mit Gott, sondern als offizielles Porträtfoto des Bundespräsidenten als oberster Vertreter des Staates. Dass die Formen und bildlichen Floskeln bis heute wirken (sollen), zeigt sich auch auf Wahlplakaten, bei Paraden, auf Pressefotos und Parteitagen, in Diktaturen oder im royalen Fotoalbum. Für Demokratien ist die Inszenierung des Staates, seine physische Sichtbarmachung, eine beachtliche Herausforderung und was moderne Begriffe beschreiben - "Corporate Identity", USP oder "Markenkern" - kannte man schon vor 3.000 Jahren.
Der Kunsthistoriker Friedrich Polleroß analysiert in seinem vor kurzem erschienen Prachtband "Die Repräsentation der Habsburger (1493-1806)" nicht weniger als 300 Jahre Portraitpolitik und Inszenierung der Herrscherdynastie, deren Relikte, die zahlreichen Schlösser, Palais, Kirchen, Gemälde und Geschichten, uns heute so selbstverständlich umgeben. Vor allem Maria Theresia, der die Pragmatische Sanktion vor 310 Jahren die Herrschaft ermöglichte, betrieb eine engagierte Bildpolitik und ging gerade auch dank der Gemälde als "Landesmutter" in die Geschichte ein.
Als Gäste bei Barbara Zeithammer machen der Kunsthistoriker Friedrich Polleroß und der Sozial- und Adelshistoriker Leonhard Horowski Bilder und Geschichten lebendig, analysieren Zeremoniell und Zutaten der Herrscherportraits und Krönungen, die Entwicklung der Staaten und des Menschenbildes und fragen nach der Macht der Kunst - wie sehr prägt das Bild das Bild?
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Service
Literaturempfehlungen:
Friedrich Polleroß: Die Repräsentation der Habsburger (1493-1806). Imhof Verlag, 2022
Leonhard Horowski: Das Europa der Könige. Macht und Spiel an den Höfen des 17. und 18. Jahrhunderts. Rowohlt, Reinbek, 2017
Leonhard Horowski: Herrlichkeit und Ewigkeit. Drei Familien bauen das vormoderne Europa. Dtv (erscheint im Nov 2023)
Barbara Stollberg-Rilinger: Maria Theresia. Die Kaiserin in ihrer Zeit. C.H.Beck 2019 (Taschenbuch)
Sendereihe
Gestaltung
- Barbara Zeithammer
Playlist
Urheber/Urheberin: W.A. Mozart
Titel: Quartet No. 17 in B-Flat Minor, KV 458
Ausführender/Ausführende: Leipziger Streichquartett
Länge: 06:36 min
Label: MDG
Urheber/Urheberin: W.A. Mozart
Titel: Quartet No. 14 in G Major
Ausführender/Ausführende: Leipziger Streichquartett
Länge: 11:17 min
Label: MDG
Urheber/Urheberin: W.A. Mozart
Titel: Quartet No. 19 in C Major
Ausführender/Ausführende: Leipziger Streichquartett
Länge: 10:56 min
Label: MDG