Karel Schwarzenberg 2022

ASSOCIATED PRESS

Logos - Glauben und Zweifeln

Karel Schwarzenberg - Was glauben Sie?

Der "Homo politicus" über die existenziellen Motive seines Lebens

Er selbst nennt sich Forstwirt, Hotelier oder Unternehmer. Doch es ist wohl eine Spur aristokratisches Understatement dabei. Denn Karel Schwarzenberg lenkt dabei nobel davon ab, dass sich in seiner Person die Geschichte Mitteleuropas verdichtet und er im Herzen eigentlich ein "homo politicus" ist.

Geboren wurde Karel Schwarzenberg am 10. Dezember 1937 in Prag als zweites von vier Kindern. Seine Eltern waren Karl Schwarzenberg (bis 1918: VI. Fürst von Schwarzenberg) und Antonie Leontine Schwarzenberg. Da sein Vater national-tschechisch orientiert war, wuchs Karel Schwarzenberg zweisprachig auf und besuchte tschechisch-sprachige Schulen. Nach dem 1948 von der Sowjetunion geförderten kommunistischen Umsturz emigrierte die Familie, die sowohl die tschechische als auch die schweizerische Staatsbürgerschaft besitzt, nach Österreich und zog zunächst nach Strobl und dann nach Wien.

"Nachdem ich als Kind erlebt habe, wie sich die Politik mit uns beschäftigt hat, habe ich mich mit der Politik beschäftigt", wird Schwarzenberg später über die Wurzeln seines politischen Engagements erzählen. Schon früh unterstützt er den Widerstand gegen die kommunistische Regierung in der Tschechoslowakei. Nachdem der Prager Frühling von 1968 niedergeschlagen wurde, setzte er sich für die Oppositionellen ein und engagierte sich auf internationaler Ebene für die Menschenrechte. "Kary", wie ihn die tschechischen Freunde aus der ehemaligen Bürgerrechtsbewegung nennen, hilft ihnen im Verborgenen. So wird er auf Vorschlag Bruno Kreiskys von 1984 bis 1991 Präsident der Internationalen Helsinki-Föderation für Menschenrechte. 1989 erhielt er gemeinsam mit Lech Walesa den Menschenrechtspreis des Europarates.

Eng befreundet ist Schwarzenberg mit Vaclav Havel, der nach der Samtenen Revolution in der Tschechoslowakei zum Staatspräsidenten gewählt wird. Drei Jahre lang fungiert sein Weggefährte Schwarzenberg als dessen Büroleiter auf der Prager Burg mit dem Titel Kanzler. 2007 wurde Schwarzenberg - nominiert von den Grünen - Außenminister Tschechiens und avancierte zu einem der populärsten tschechischen Politiker. Er trat zur Präsidentschaftswahl in Tschechien 2013 an und erhielt im ersten Wahlgang mit 23,4% den zweithöchsten Stimmenanteil. Die Stichwahl gegen den ehemaligen Ministerpräsidenten Zeman verlor er knapp. Schwarzenberg gehört zu den 89 Personen aus der Europäischen Union, gegen die Russland im Mai 2015 ein Einreiseverbot verhängt hat.

Johannes Kaup hat Karel Schwarzenberg auf seinem Schloss Drevic in Tschechien besucht und zu den existenziellen Motiven seines Lebens gefragt.

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