In die Berge! Aber sicher?

17. Mai 2023, 13:00

Ein intensives Wochenende haben sie schon hinter sich, die Bergretter und Bergretterinnen; auch die ersten Toten nach der Wintersaison gab es zu beklagen. Nun lockt ein verlängertes Wochenende die Massen auf die Wanderwege, Klettersteige und Mountainbike-Trails.

Aktivitäten in der freien Natur boomen, davon zeugen der wachsende Markt von Outdoor- und Funktionskleidung, der Ausbau von Infrastruktur wie Steigen und Trails sowie die Statistiken: 2022 war ein Jahr der Rekorde für die Bergrettung und zwar für viele Ortsstellen im ganzen Land. Die Haupteinsatzursache ist der "Faktor Mensch": unzureichende Vorbereitung, falsche Planung, Fehleinschätzungen und Selbstüberschätzungen.

Mit Warnhinweisen und Schildern, Videos, Kursen und Broschüren wird versucht, auf die Voraussetzungen und Bedingungen für ein sicheres Vergnügen in den Bergen hinweisen, doch viel zu oft ist es noch der Zeigefinger, sagt Thomas Pflügl, und das, obwohl die "Appellitis" meist verpufft.

Im Brotberuf Data Scientist, beschäftigt sich Thomas Pflügl als Landessalpinreferent des Alpenvereins Oberösterreich, als Lawinenkurs-Leiter und leidenschaftlicher Bergsportler seit vielen Jahren mit dem Umgang mit Unsicherheit am Berg, den Ursachen für Fehlentscheidungen und der Frage, wie Informationen ankommen. Dabei stellt er fest, dass der einzelne Mensch und die Gesellschaft reichlich Nachholbedarf in Sachen kritischer Selbstreflexion und Risiko-Wahrnehmung haben - nicht nur in den Bergen.

"Ohne die Berechtigung der Ausbildungskurse in Abrede stellen zu wollen", schreibt Thomas Pflügl in einer Analyse in der Zeitschrift "bergundsteigen" unter dem Titel "Wie viel Unsicherheit braucht der Mensch?" über seine eigenen Kursinhalte, "müsste ich im nächsten Tourenprogramm einen ‚(Er-)Kenne dich selbst'-Kurs anbieten".

Warum sind Menschen "da draußen" ganz anders als einen Tag zuvor im Kletter- oder Lawinenkurs, wann ist Sicherheit trügerisch, wie verhalten wir uns in der Gruppe, wie können wir unsere Wahrnehmung schulen, wie mit Verzicht und Erlebnisverlust umgehen und was gilt es über unseren Umgang mit Gefahr, Risiko und Unsicherheit zu wissen?

Über Unsicherheit als wichtige Voraussetzung für den verantwortlichen Umgang mit Risiken
- nicht nur in den Bergen - spricht Thomas Pflügl als Gast bei Barbara Zeithammer. Unsere Hörerinnen und Hörer sind wie immer sehr herzlich eingeladen, sich mit eigenen Erfahrungen und Fragen an der Debatte zu beteiligen.

Vielleicht ist gerade in unserer sicherheitsaffinen Gesellschaft der freizeitliche Drang ins Risiko groß? Und muss es nicht auch eine "Pflicht zum Wagnis" vor allem für junge Menschen geben, wie auf dem "International Mountain Summit" in Südtirol diskutiert wurde, von dem Thomas Pflügl zu berichten weiß - um den Umgang mit Risiken und Gefahren zu erlernen?

Rufen Sie an und reden Sie mit unter 0800 22 69 79 oder schreiben Sie uns an punkteins(at)orf.at

Service

Thomas Pflügl: Wieviel Unsicherheit braucht der Mensch? in: bergundsteigen, 25. August 2021

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