Zerstörtes Gebäude in Wien, 1927

AP

Punkt eins

"In Ruhe und Ordnung"

März 1933 bis Februar 1934: Österreichs Weg in die Diktatur
Gäste: Werner Michael Schwarz, Historiker, Kurator im Wien Museum; Dr. Bernhard Hachleitner, Historiker und Kurator & Dr. Tamara Ehs, Politikwissenschaftlerin und Demokratieberaterin
Moderation: Alexander Musik
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"Mit der Ausschaltung des Parlaments begann im März 1933 die Zerstörung der Ersten Republik", heißt es im Vorwort des Sammelbandes "Die Zerstörung der Demokratie". In der begleitenden Publikation zur gleichnamigen Ausstellung in der Wienbibliothek im Rathaus beschreiben 50 AutorInnen die Ursachen und Folgen der Umwandlung Österreichs in eine wahlweise als "Ständestaat", Kanzlerdiktatur oder Austrofaschismus bezeichnete Gesellschaft.

Treibende Kraft hinter der Transformation war Kanzler Engelbert Dollfuß, dessen Name - so die Autoren des Vorwortes - heutigen SchülerInnen und Studierenden wenig bis gar nichts mehr sagen würde. Ein Grund mehr für die Kuratoren von Wien Museum und der Wienbibliothek im Rathaus, Werner Michael Schwarz und Dr. Bernhard Hachleitner, verhängnisvolle Jahre in Erinnerung zu rufen, die geprägt waren von Zensur, Versammlungsverboten, Wiedereinführung der Todesstrafe, Ausschaltung der Opposition, Regierungswillkür, vielfachen Verfassungsbrüchen, Anti-Parlamentarismus und dem diffusen Wunsch nach einer vormodernen Gesellschaftsform: eben jenem "Ständestaat", der vor allem die Bildung unabhängiger Gewerkschaften und klassenkämpferische Aufwallungen verhindern sollte.

Anti-demokratische Umwälzungen, die nach Dollfuß' Willen freilich "in Ruhe und Ordnung" über die Bühne gehen sollten, umgesetzt in einer Reihe von Notverordnungen mit legalem Anstrich. "Die Zerstörung der Demokratie" will den Weg von der Ausschaltung des Parlaments 1933 bis zu den Februarkämpfen 1934 minutiös nachzeichnen - den Weg eines Landes, das im Spannungsfeld nationalsozialistischen Drucks aus Deutschland und faschistischer Begehrlichkeiten Italiens auf der verzweifelten Suche nach einer eigenen Identität war. Eine Suche, die mit der Ermordung Dollfuß' 1934 - "ein Getriebener und Treibender", so der Historiker Béla Rásky im Begleitbuch - durch die Nationalsozialisten und in der außenpolitischen Isolation Österreichs endete. Rásky zitiert den russischen Journalisten Ilja Ehrenburg: "Das Wort Österreich verschwand nicht aus den Spalten der Zeitungen. Aber es spielt nicht mit, es ist eine Karte. Einer Karte ziemt es nicht, zu sprechen, noch weniger zu handeln. Sie hat auf dem Tisch zu liegen und es steht ihr nur frei, von einer Hand in die andere zu wandern."

Und heute? Ist Österreichs Demokratie, ist die Zivilgesellschaft 90 Jahre später gefestigt genug, um Angriffen auf ihre Institutionen und Medien zu widerstehen? Wie steht es um die Geduld mit demokratischen Prozessen - auch in den politischen Parteien selbst, auch wenn sie langwierig scheinen? "Man kann zwar nicht einfach aus der Geschichte lernen, aber man kann zumindest hellhörig sein", fordert die Demokratieberaterin Tamara Ehs, die derzeit an der Budapester Akademie der Wissenschaften forscht. Denn "wir haben heute maskierte Diktaturen und fließende Übergänge von einer Wahldemokratie zu einer Wahlautokratie bis zu einer manifesten Diktatur." Alexander Musik spricht mit den Ausstellungskuratoren Werner Michael Schwarz und Dr. Bernhard Hachleitner sowie der Demokratieberaterin Dr. Tamara Ehs über autoritäre Versuchungen damals und heute.

Wie immer sind Sie eingeladen, sich an der Sendung zu beteiligen. Kostenlos aus ganz Österreich können Sie uns während der Sendung unter 0800 22 69 79 erreichen; oder Sie schreiben uns ein Mail an punkteins(at)orf.at

Sendereihe

Gestaltung

  • Alexander Musik

Playlist

Komponist/Komponistin: Hans Gal/1890 - 1987
Album: HANS GAL: "THE RIGHT TEMPO" - KAMMERMUSIK
* Alla Marcia - 1.Satz (00:02:40)
Titel: Huyton Suite für Flöte und zwei Violinen op.92
Solist/Solistin: Ulrike Anton /Flöte
Solist/Solistin: Cornelia Löscher /Violine 1
Solist/Solistin: Wolfhart Schuster /Violine 2
Länge: 02:40 min
Label: Gramola 98896

Komponist/Komponistin: Hans Gal/1890 - 1987
Album: HANS GAL: "THE RIGHT TEMPO" - KAMMERMUSIK
* Canzonetta con variazione - 3.Satz (00:05:55)
Titel: Huyton Suite für Flöte und zwei Violinen op.92
Solist/Solistin: Ulrike Anton /Flöte
Solist/Solistin: Cornelia Löscher /Violine 1
Solist/Solistin: Wolfhart Schuster /Violine 2
Länge: 05:55 min
Label: Gramola 98896

Komponist/Komponistin: Hans Gal/1890 - 1987
Album: HANS GAL: "THE RIGHT TEMPO" - KAMMERMUSIK
* Capriccio - 2.Satz (00:05:56)
Titel: Huyton Suite für Flöte und zwei Violinen op.92
Solist/Solistin: Ulrike Anton /Flöte
Solist/Solistin: Cornelia Löscher /Violine 1
Solist/Solistin: Wolfhart Schuster /Violine 2
Länge: 05:58 min
Label: Gramola 98896

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