Michael Heltau

ORF/URSULA HUMMEL-BERGER

Gedanken für den Tag

Michael Heltau über geschändete Wörter

Michael Heltau über "Am Anfang war das Wort"

Am Donnerstag war von Arthur Schnitzler die Rede, weil auch er ein Beispiel für österreichischen Sprachskepsis ist.

Das ist bezeichnend, dass Schnitzler mehrfach Pantomimen verfasst hat, also Geschichten ganz ohne Worte. Und als der Film aufkam, gehörte er zu den ganz großen Liebhabern des Kinos. Wahrscheinlich auch, weil er bei den Stummfilmen durch sein immer schlechter werdendes Hörvermögen nicht behindert war. Aber es interessierte ihn auch, eine Handlung rein visuell zu erzählen.

Ideologiekritik, politische Kritik, das fängt für Schnitzler immer bei der Sprache an. Das ist eine Position, die ihn auch mit Karl Kraus verbindet. In seinem Tagebuch notiert Schnitzler 1914: "…über die verschimpfirten Worte nachgedacht, die wieder ehrlich zu machen sind: Skepsis, Liberalismus, Psychologie". Und seinem Freund, dem Privatgelehrten Arthur Kaufmann, gibt er den Rat, geschändete Wörter wie Freiheit oder Religion wieder ehrlich zu machen.

Diese Nüchternheit bewahrt ihn auch bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs davor, in die allgemeine Euphorie einzustimmen. In seinen Aphorismen über Krieg und Frieden steht: "Das Wörterbuch des Krieges ist von den Diplomaten, den Militärs und den Machthabern gemacht. Es sollte von denen richtiggestellt werden, die aus dem Krieg heimgekehrt sind, von den Witwen, den Waisen, den Ärzten und den Dichtern."

Service

Kostenfreie Podcasts:
Gedanken für den Tag - XML
Gedanken für den Tag - iTunes

Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Wolfgang Amadeus Mozart 1756 - 1791
Album: Glenn Gould spielt Mozart Klaviersonaten / Vol.2
* Andante - 2.Satz (00:05:21)
Titel: Sonate für Klavier in F-Dur KV 533 mit Rondo KV 494
Solist/Solistin: Glenn Gould
Länge: 01:00 min
Label: CBS M2YK 45613

weiteren Inhalt einblenden