Angkor Wat, Kambodscha

ORF/BRIGITTE VOYKOWITSCH

Ambiente - von der Kunst des Reisens

Unterwegs in Kambodscha

Stelzenhäuser und Tempel, Fischer und Bildhauer: Von Angkor nach Phnom Penh

Wasser prägt das Leben in Kambodscha. Der Mekong-Fluss sowie der Tonle Sap-See sind die zwei zentralen Gewässer des südostasiatischen Landes. Sie spielten und spielen bis heute eine zentrale Rolle für Kultur und Wirtschaft. Bau und Management eines komplexen Systems von Kanälen und Bewässerungssystemen bildeten die Grundlage für die Blüte des großen Khmer-Reichs in Angkor bis zum fünfzehnten Jahrhundert.

Fischfang und Reisanbau blieben die Basis der Ernährung. Entlang der Landstraßen und in Dörfern kann man Menschen dabei zusehen, wie sie Fisch putzen, trocknen, räuchern oder zu Fischpaste verarbeiten. Das Wasser prägte aber auch die Bauweise. Je näher Orte am Mekong oder Tonle Sap liegen, desto höher werden die Stelzen der traditionell aus Holz errichteten Häuser.

Inzwischen wird das einfache Grundmodell des Stelzenhauses vielfältig variiert, Beton und Ziegel werden eingesetzt, die einst einfachen Holztreppen zu mehr oder weniger kunstvollen Aufgängen weiterentwickelt. Grundprinzipien sowohl des alten Tempelbaus von Angkor als auch der Holzhäuser - insbesondere Ventilation und Kühlung - sind weiter relevant.

Der Fremdenverkehr hat sich seit 2000 rasch entwickelt und ist zu einer wichtigen Stütze der Wirtschaft geworden. Nach dem Einbruch infolge von Corona strömen Tourist:innen wieder in großer Zahl ins Land. Die Katastrophen der 1960er bis 1990er Jahre - Vietnam-Krieg, die Herrschaft der Roten Khmer, Bürgerkrieg und neuerliche Machtkämpfe nach der Friedensmission der UNO - sind nicht vergessen. Zumindest aber herrschen derzeit Friede und Stabilität, betonen viele Menschen, auch wenn sie die Hoffnung auf ein demokratisches, partizipatives System wieder haben begraben müssen.
Unter Langzeitmachthaber Hun Sen nimmt die Politik immer autoritärere Züge an.

Auch der wirtschaftliche Aufschwung hat seine Kehrseiten. In der Hauptstadt Phnom Penh ist ein wahrer Bauboom im Gang, der zu einem wesentlichen Teil von chinesischen Investoren getragen wird. Den wachsenden Einfluss von Peking beobachten manche Fachleute mit Argwohn. Dazu kommen ökologische Fragen: Für die Neubauten im Umland von Phnom Penh werden immer mehr Überschwemmungsgebiete des Mekong in Anspruch genommen, was die Gefahr von Überschwemmungen während der Regenzeit erhöht.

Zu den Gewerben, die von der ökonomischen Entwicklung profitieren, zählt die Bildhauerei. Neben der wachsenden Zahl an buddhistischen Tempeln bestellen auch wohlhabende Kambodschaner sowie Hotels und teurere Restaurants Buddhastatuen. Die Artisans d´Angkor im westlichen Siem Reap fertigen auf Wunsch sogar Kopien von komplexen Fresken der großen Tempelanlagen. Artisans d Angkor, das als soziales Unternehmen für junge Menschen in ländlichen Gebieten gegründet wurde, hat sich rasch zu einem für seine hohe Qualität in der Bildhauerei, aber auch Seidenweberei oder Lackmalerei entwickelt. Fachleute von Artisans d Angkor wurden bereits zu Restaurierungsarbeiten bei den Tempelanlagen in Angkor engagiert.

Service

2023 sind Ö1 Reisen nach Kambodscha geplant.
Ö1 Reisedestinationen '23 - S. 86


Literatur:
Cambodia, Lonely Planet; 12. Edition 2022)
Sebastian Strangio: Hun Sen`s Cambodia, Yale University Press 2014
Bernd Stöver: Geschichte Kambodschas: Von Angkor bis zur Gegenwart, Verlag Beck 2015
Angkor - Göttliches Erbe Kambodschas, Prestel Verlag 2007

http://www.pharecircus.org
http://www.visit-angkor.org
http://www.visit-angkor.org/de


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